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Kirche in 1Live | 03.11.2014 | floatend Uhr
Meine Kirche und ihre Moral
Schwule sind doch krank … wenn sie die Grippe haben oder eine Mittelohrentzündung. Ansonsten sind sie genauso gesund und normal wie du und ich. Meine Kirche tut sich mit solchen Selbstverständlichkeiten leider immer noch schwer, auch wenn in unseren Reihen viele ehrenamtliche und hauptamtliche Christen aktiv mitarbeiten, die homosexuell sind. Vor zwei Wochen war es bei der großen Bischofsversammlung in Rom ja ganz nah dran, dass sich der Papst mit seinem Menschenbild auch zu diesem Thema durchsetzt und die Kirche in ihren Moralvorstellungen einen Schritt ins 21. Jahrhundert tut. Aber scheinbar war das für manche Bischöfe doch etwas zu viel verlangt. Genau so die Frage, ob Menschen, die nach einer Scheidung wieder heiraten, nicht doch auch mit zur Kommunion gehen dürfen. Leider gab es in diesen Punkten keine Einigung.
Wieviele unverrückbare Prinzipien und wieviel moralische Klarheit braucht meine Kirche eigentlich? Tut es dem Glauben irgendeinen Abbruch, wenn ich den einzelnen Menschen nicht über einen allgemeinen Kamm schere? Wenn ich stattdessen seine ganz eigene und individuelle Person anschaue, das was er Gutes denkt, fühlt und tut? Darf man denn nicht so vor Gott und die Kirche treten, wie man ist? Ich glaube, dass wäre viel mehr Jesu Stil.
Ich schätze, meine Kirche muss sich noch von vielem befreien, wodurch sie sich in den letzten Jahrhunderten in ihrem Menschenbild so hat einengen lassen. Immerhin: Papst Franziskus stellt die Weichen für neue Wege. Aber der Zug der Kirche muss noch Fahrt aufnehmen.
Martin Kürble, Düsseldorf
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