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Kirche in 1Live | 14.04.2018 | floatend Uhr
Zeit
Gestern habe ich Maik getroffen. Er sah ziemlich traurig aus unter seiner Kapuze, bei dem Regenwetter. Und der Eindruck täuschte nicht. Wir stellten uns gemeinsam unter das Wartehäuschen an der Bushaltestelle und quatschten ein bisschen. Mannomann, bei ihm geht gerade alles drunter und drüber. Eltern getrennt, sein Vater hat Alkoholprobleme, beruflich wird seine Arbeit gerade null gewürdigt und - fieses Sahnehäubchen - seine Freundin hat ihn gerade sitzen gelassen.
„So kann es nicht weitergehen, es muss sich was ändern", sagt er.
„Und ich habe auch schon eine Idee. Da gibt es ein Jobangebot, genau das was ich immer schon machen wollte, aber …" Er stockt kurz. „Ich bringe es nicht, mich da zu bewerben. Ich bin zu erschöpft. Ich kann nicht noch eine schlechte Nachricht ertragen."
´Mensch, und ich dachte bei dir läuft alles immer Bombe´, will ich direkt antworten. Und: ´Du bist eigentlich ein Macher … zumindest wirkt das immer so. Ey, wird schon wieder ….´
Aber ich bin erstmal still, denn ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn scheinbar die ganze kleine persönliche Welt zusammenbricht. Dann sind Kommentare, die mit ´Mensch und ich dachte´ anfangen und mit ´… wird schon wieder´ aufhören nicht gerade das, was man hören will.
Deshalb schaue ich kurz auf die Uhr und sage: „Bock auf nen Kaffee im Trockenen?“ und zeige auf das Café neben der Bushaltestelle. Er nickt und wir verziehen uns ins Warme. Manchmal ist ein bisschen Zeit besser als ein halbherzig hingeworfener Kommentar.
Sprecher: Daniel Schneider
