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Kirche in 1Live | 18.09.2018 | floatend Uhr
Gletscher
Im Grenzgebiet zwischen Amerika und Kanada gibt es einen Gletscher-Nationalpark. Er wird „die Rocky-Mountains von Montana“ genannt. Majestätische Berge. Bergziegen und Grizzlybären sind hier ihr zuhause. Mit faszinierenden Szenerien, Bergseen und schroffen Felsen ist das Naturreservat ein besonderes Touristenziel. Seit 7000 Jahren ragen die Eisberge in den Himmel und versorgen Mensch und Tier auf beiden Seiten der Grenze mit frischem Gletscherwasser. Die Vereinten Nationen haben den Nationalpark zum Weltnaturerbe erhoben. Aber das nutzt ihm leider nichts. Von den einst 150 Gletschern sind heute nur noch 25 übrig. Die anderen sind geschmolzen. Während die Menschen auf kanadischer Seite noch versuchen, das Klima und damit ihre Gletscher zu schützen, finden die Bewohner auf der amerikanischen Seite das alles ganz prima. Denn im Moment kommen die Touristen in Scharen. Untergangstouristen nennt man sie, weil sie schnell noch Fotos machen wollen, bevor es zu spät und das Motiv weggeschmolzen ist. Und das wird nicht erst sein, wenn wir alt und grau sind. Es wird in 10 bis 15 Jahren sein. Im Jahr 2035 werden die letzten Eisberge im Gletscher-Nationalpark nur noch Pfützen sein. Klimawandel? O, sorry – passiert…aber Hauptsache noch das Foto schnell geschossen.
Papst Franziskus sagt: „Niemals haben wir unser gemeinsames Haus so schlecht behandelt und verletzt wie in den letzten beiden Jahrhunderten.“ Mir macht wirklich Angst, wie sorglos wir Menschen mit unserer Erde umgehen. Als wäre unsere ganze Generation gerade auf dem Untergangstouristentrip. Und ich frage mich, was ich stattdessen und trotz allem zum Erhalt dieser Erde beitragen kann.
Martin Kürble, Düsseldorf
