Beiträge auf: einslive
Kirche in 1Live | 29.05.2021 | floatend Uhr
DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.
"Spielraum"
Es fällt mir momentan schwer, den Schritt in ein Kirchengebäude zu gehen. Vor allem in einen Gottesdienst. Aber woran liegt das konkret? Finde ich gar nicht so leicht zu sagen, aber irgendwie ist das so fernab von meinem Alltag. Was mir zum Beispiel echt auf die Nerven geht, ist die Orgel. Ich mache echt gerne Musik, ich höre gerne Musik, ich singe auch gerne, aber dann begleite ich mich nicht mit ‘ner Orgel. Wer ist auf die Idee gekommen, dass das ein gutes Begleitinstrument zum Singen ist? Klingt krass, klar, super pompös, aber übertönt halt auch alles. So beeindruckend und gewaltig, so eine Tradition und Größe, aber für mich irgendwie nicht mehr zeitgemäß. Nimmt man stattdessen mal einfach ‘ne Gitarre oder ‘n Klavier, singt dazu ‘ne schöne eingängige Melodie, die nicht erst im letzten Jahrhundert geschrieben wurde und dann trotzdem als neue Kirchenmusik verkauft wird, dann macht das doch direkt ein bisschen mehr Spaß. - Vor allem, wenn man dann sogar die einzelnen Stimmen hören kann. Wenn ich in ein Kirchengebäude gehe, dann möchte ich unterstützt werden in dem was ich bin: So individuell und sensibel wie ich bin. Wie eine Akkordfolge als Soundteppich unter meinem Tun und meinen Gedanken. Dann werden sie nicht übertönt und ich hab noch genug Spielraum, die richtigen Melodien zu finden. Und wenn es zusammen gut klingt, klingt‘s sowieso immer am besten.
Simon Deregowski, Köln.
