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Kirche in 1Live | 28.10.2021 | floatend Uhr
Cybergrooming
Ich arbeite im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt. Manchmal ganz schön heftig, sag ich euch. Eine Sache, über die ich immer wieder rede, ist Cybergrooming. Das ist das Anbahnen von nem sexuellen Übergriff übers Internet. Da nehmen Täter*innen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen auf, auf Instagram, TikTok oder beim Zocken. Erst schreiben sie hin und her, oft unter ner Fake-Identity, bauen Nähe und Kontakt auf, gewinnen langsam das Vertrauen der Jugendlichen und verstricken sie so nach und nach in Abhängigkeiten. Dazu gehört’s zum Beispiel, Geschenke zu bekommen oder Fotos zu versenden, Fotos, die erst noch harmlos sind und dann immer freizügiger werden. Oft merken die Jugendlichen an nem bestimmten Punkt „oh man, das ist fühlt sich falsch an, was ich hier mache.“ Aber dann ist es oft zu spät und sie schämen sich plötzlich. Und wissen auch nicht, an wen sie sich jetzt wenden können. Und dann beginnt oft eine Spirale, aus der sie nicht mehr allein rauskommen können.
Und wisst ihr, was ich daran am allerschlimmsten finde – dass die Jugendlichen nachher dafür schuldig gemacht werden. Das Ganze nennt man Victim Blaiming. Dann heißt es „Joa, die ist ja selber Schuld, die hat ja Bilder geschickt.“ Nein verdammt nochmal, nein!! Ganz bestimmt ist nicht der Betroffene daran Schuld, das ist ein perfides Verstricken in Abhängigkeiten, ein genau geplanter Prozess.
Schuld sind immer nur die Täterinnen und Täter, nie der oder die Betroffene.
Rike Bartmann, Münster
