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Kirche in 1Live | 03.02.2023 | floatend Uhr
ASMR
Ich
kann das Bedürfnis total gut verstehen. Ich krieg alle Sorgen und Eindrücke in
meinem Kopf abends auch nicht alleine gestoppt. Sowas wie „Alles ist okay, mach
dir nicht zu viele Sorgen“ kann man sich einfach nicht so gut selber sagen. Mir
hilft es an manchen Tagen einfach zu beten. Nicht unbedingt, weil Gott mir
dabei direkt eine Antwort sanft ins Ohr säuselt. So funktioniert Beten nicht –
zumindest bei mir. Ist halt nicht ASMR, sondern: beten. Gott sagt mir nicht
einfach, dass alles okay ist. Weil das ja oft einfach nicht stimmt. Oft ist
eben gerade gar nichts okay. Was mich tröstet ist, dass ich, wenn ich bete,
gleich das Bild in mir wach rufen kann, wie er mich sieht und mich liebt –
auch wenn ich gerade mit allem überfordert
bin. Das geht ohne Worte, ohne Säuseln. (Wie der Blick der Mutter, in dem alles
gesagt ist). Das hilft mir, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Ich kann
loslassen, weil ich nicht alles selber lösen kann und muss. Und damit komm ich
meistens gut durch die Nacht. Mein ASMR heißt Beten.
Christian Schröder, Aachen