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Hörmal | 24.11.2013 | 07:45 Uhr

Verschenkte Zeit ist nicht verloren

Autorin: Wie schafft man es sechs Kinder zu bekommen, nebenbei noch ein Studium abzuschließen und einen aufwendigen Job in einem christlichen Kinderdorf zu machen? Powerfrau, Workoholic oder Gutmensch?

Die Sozialpädagogin Marion Olszewski, die mit ihrer Großfamilie in einem kleinen Dorf bei Lüneburg lebt, passt in keine (!) dieser Schubladen. Es liegt einfach an ihrer Einstellung.

O-Ton: Viele Mitarbeiter sagen: „Ich muss mein Leben teilen mit anderen“ oder „Mir bleibt zu wenig von meinem eigenen Leben übrig“, und das find’ ich schwierig. Also ich finde eher, man kann die alle mit hinein nehmen in sein eigenes Leben (lacht). Das ist meine Grundhaltung. Wenn ich aufrechne, die Zeit ist mir jetzt verloren gegangen - ich finde die Zeit nicht verloren. Das ist mein Leben, das ist okay.

Autorin: Arbeit und Privates untrennbar verbunden – diese Haltung hat mit ihrem christlichen Glauben zu tun: Was man verschenkt, kommt vielfältig zurück. Das erlebt Marion Olszewski jeden Tag, eine schlanke 49-Jährige mit wilden grauen Locken. Auch während des Gesprächs am Wohnzimmertisch regelt sie schnell noch ein Telefonat oder eine Anfrage. Es scheint als hätte sie grenzenlos Zeit und Liebe für all die Menschen im Kinder- und Jugenddorf Salem-Kovahl. Vor allem für die derzeit 14 Kinder in drei Häusern ringsum mit jeweils eigenen Hauseltern. Sie wurden vom Jugendamt aus kaputten Familien hierher geschickt.

O-Ton: Viele unserer Betreuten haben in ihrer Familie keine Sicherheit erlebt. Sie wussten nie, wer kommt jetzt als nächstes in unsere Familie – vielleicht bei wechselnden Partnerschaften: „Hat meine Mama jetzt ein offenes Ohr für mich?“ oder wenn ’ne Suchtproblematik dahinter steckt, dann ist es ja auch oft sehr verunsichernd für die Kinder.

Autorin: Jetzt im Kinder- und Jugendorf Salem-Kovahl erleben sie etwas anderes:

O-Ton: Dass wir hier was Verlässliches bieten können, ne Struktur, auf die sie sich verlassen können: ’ne Wochenstruktur, ’ne Tagesstruktur, ’ne Jahresstruktur mit immer wieder kehrenden Festen ...

Autorin: ... und vor allem mit Menschen, die für sie da sind, so wie Marion und ihr Mann Andreas Olszewski, ein promovierter Landwirt. Beide haben die Leitung im Jahr 2000 von seinen Eltern übernommen. Sie wussten, auf was sie sich einließen: Kein Job, wo man nach Stechuhr arbeiten kann. „Aber das ist ja auch kein Job, sondern unser Leben“, sagen die beiden. Andreas Olszewski als Geschäftsführer macht Bio-Gärtnerei und Bio- Landwirtschaft, es gibt Reittherapie und eine Vollwertbackstube. Und nicht nur bei der Andacht am Samstagabend geht es um Glaubensfragen, um Schuld und Vergebung:

O-Ton: Von daher ist mir ganz wichtig geworden eben das fünfte Gebot: „Ehre Vater und Mutter!“ Die Frage, wie ist das, wenn die Eltern Missbrauch begangen haben? Wenn’s uns gelingt den Kindern zu helfen die Eltern anzunehmen, dann machen die riesen Entwicklungsschritte.

Autorin: ... annehmen, ohne zu beschönigen oder gar Verbrechen zu vertuschen.

Im biblischen Monatsspruch für den November wird berichtet, dass Jesus sagt (Lukas 17, 21): „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter Euch.“ Das ist oft schwer zu glauben. Aber an einem Ort wie im niedersächsischen Kinderdorf Salem scheinen einige Strahlen davon aufzublitzen. Weil hier Menschen sind, die nicht nur einen Job machen, sondern Beruf und Berufung zusammenbringen.

O-Ton: Das ist ja das Faszinierende, die kommen hierher mit vielen Schwierigkeiten, man darf erleben wie sie in die Spur kommen, wie sie Schritte gehen letztlich irgendwann bis zur Berufsausbildung - es gibt natürlich auch immer wieder Rückfälle, aber es geht auch immer wieder vorwärts – und das einfach zu erleben, das ist was Schönes.

Autorin: Dann geschieht das Wunder, dass nicht nur die Kinder heil werden, sondern auch die Erwachsenen sich beschenkt fühlen. In einem abgelegenen Dorf bei Lüneburg, wo verschenkte Zeit nicht als verloren gilt.

Weitere Infos im Internet: http://salem-kovahl.de/

Buchtipp: Das Interview basiert auf einem Porträt aus folgendem Buch:

Bettina von Clausewitz: Wie im richtigen Leben. Familienporträts von A wie Alleinerziehend bis W wie Wohngemeinschaft. Neukirchen 2013, 180 S. 14.90 Euro.

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