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Kirche in WDR 2 | 12.11.2015 | 05:55 Uhr
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Selfie
Musik:
Ich tu es dauernd unterwegs.
Ich tu's mit Tee und mit selbstgebackenem Keks.
Ich tu's am Meer und vor ner Skyline,
tu's öffentlich und beim Alleinsein.
Autor: Die Rede ist vom Selfie. „Mit der Digitalkamera des Smartphones oder Tablets meist spontan aufgenommenes Selbstporträt einer oder mehrerer Personen“ – so beschreibt es der Duden, und die Wise Guys besingen es.
Musik:
Ich tu's im Abstand von Minuten.
Ich tu's in schlechten und in guten
Momenten. Ich tu's überall.
Ich glaub, ich bin ein schwerer Fall.
Autor: Seit fünf Jahren erlebt das digitale Selbstportrait einen Boom. Denn 2010 erschien das erste Smartphone mit einer Frontkamera. Doch erst Facebook, Instagram und andere soziale Netzwerke machten das Selfie zu dem, was es heute ist: nicht nur ein Selbstportrait, sondern eines, das man mit anderen teilt. Wie sehe ich aus, wo bin ich, und mit wem bin ich zusammen – die Selfiesammlung auf der Zeitleiste bei Facebook wird zum sozialen Kapital.
Musik:
Ich mache tierisch gerne Selfies!
Ich grinse in mein eignes Telefon.
Ich mach ein Bild, und dann post' ich's auch schon.
So schaut mir jeder zu
bei allem, was ich tu.
Ich mache tierisch gerne Selfies!
Autor: Und zwar nicht nur einfach so auf einer Reise, die Sehenswürdigkeit im Hintergrund, oder im Restaurant mit alten Freunden rechts und links. Nein, heute gibt’s das „Belfie“, gleich „Butt-Selfie“, ein Foto vom eigenen Hinterteil, ganz vorn ist da Kim Kardashian, das „Delfi“, gleich „Dog-Selfie“, ein Selbstportrait mit Hund und sogar „Chelfies“, „Church-Selfies“, gleich Selfies vor einer Kirche.
Musik:
Wart ich am Morgen auf den Bus,
dann ist doch klar, dass ich das sofort knipsen muss.
Denn dann kann jeder wie der Blitz
anschauen, wie ich da so sitz.
Autor: Ist das bloß eigensüchtige Selbstdarstellung? Die Wise Guys jedenfalls nehmen das Phänomen auf die Schippe. Doch Selfies gibt‘s nicht erst seit fünf Jahren. Albrecht Dürer und Rembrandt sind prominente Vertreter des Selbstportraits in der Kunst. Vor 500 Jahren entdeckte man, dass zum Menschsein eine eigene Persönlichkeit gehört, dass wir Individuen sind mit eigener Meinung und eigenem Selbstbewusstsein. Dürer könnte heute übrigens mit Kim Kardashian mithalten. Von ihm gibt es viele Selbstbildnisse, etwa als Jugendlicher oder im Bett auf einem Kissen – und sogar „Belfies“ sind dabei, damals vornehm „Akt“ genannt.
Musik:
Ich mache tierisch gerne Selfies!
Autor: Neue Untersuchungen zeigen: Selfies können das Selbstbewusstsein stärken. Jeder kann auf einmal selbst definieren, was Schönheit ist. Und es gibt einen neuen Trend: Viele zeigen sich ungeschminkt so wie sie sind. Zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen, verwuschelt und müde. Das soll wohl heißen: Damit schaff ich’s nicht auf den Titel von Vogue oder Men’s Health, aber das bin ich, ich steh dazu. Und du? Bist nicht viel anders. In Skandinavien werden Selfies schon als Therapiemittel eingesetzt, um das Selbstwertgefühl zu steigern. Dann zeigen sie: Du musst dich nicht ändern, du bist schön, so wie du bist. So gesehen sind sie gar nicht schlecht. Also… nichts dagegen, wenn einer sagt…
Musik:
Ich mache tierisch gerne Selfies!
Angeregt durch:
Das nackte Selbst. Selfies sind ein Akt der Emanzipation. Von Teresa Bücker, DIE ZEIT Nr. 42/2014, 9. Oktober 2014.
BR 2, Zündfunk-Generator: Selfie. Kommunikation mit Selbstportraits. Von Sammy Khamis. http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/kolumnen-sendungen/generator/zuendfunk-generator-selfie-100.html
Musikinformation:
CD-Name: Läuft bei euch
Track-Name/-Nr.: Selfie
Interpretin: Wise Guys
Komponistin: unbekannt
Textdichterin: Daniel Dickopf
Verlag: unbekannt
LC-Nr. 00309
Label: Polydor (Universal Music)