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Hörmal | 16.10.2022 | 07:45 Uhr

Der richtige Ton

Zwei Männer. Der eine reich, mit großer Landwirtschaft und zahlreichem Vieh. Der andere besitzt nur ein einziges Lamm. Sein Ein und Alles. Fressen darf es am Tisch der Familie. Und schlafen im Schoß seines Besitzers. Als der Reiche Besuch bekommt, schlachtet er zur Feier des Tages ein Lamm. Aber er nimmt es nicht von seinen eigenen. Er nimmt das einzige Lämmchen des armen Nachbarn.

Ein Prophet hat diese Geschichte erzählt. Nathan. Er hat sie nicht irgendwem erzählt. Sondern seinem Herrscher. König David. Und der König war empört: „Der reiche Mann ist des Todes. Und das Lamm des Armen muss vierfach ersetzt werden!“ Da lässt Nathan die Katze aus dem Sack. Kurz und klar: „Du bist der Mann.“ Der König ist geschockt. Schnell wird ihm klar, worauf der Prophet anspielt. David wollte eine Frau unbedingt besitzen. Obwohl er schon mehrere Frauen hatte. Er hatte eine schöne Nachbarin beim Baden gesehen. Die Frau eines seiner Soldaten. Grausam hat er seine Macht missbraucht. Hat den Soldaten in den Krieg geschickt. In die vorderste Kampflinie gestellt. Gewartet, bis er gefallen ist. Und dann die schöne Witwe zu sich genommen.

„Du bist der Mann!“ David ist kalt erwischt. In seinem Gewissen getroffen. Was soll er dagegen sagen? Sich rausreden? Der Prophet hat ja recht. Da gibt es nichts zu diskutieren. Er bekennt sich schuldig und akzeptiert die Bestrafung. Wegen seiner Reue bekommt er mildernde Umstände.

„Du bist der Mann!“ „Du bist die Frau!“ Auch heute gibt es genügend Anlässe, das zu sagen. Zuletzt bei der ehemaligen Berliner Rundfunkintendantin. Ihre privaten Gäste hat sie gut bewirtet. Auch mit einem Lammbraten. Auf Kosten der Gebührenzahler. Wie zu lesen war. Während gleichzeitig schlecht bezahlte freie Mitarbeitende entlassen werden. Nur ein Beispiel. Aber es führt zu dem Gefühl: „Die da oben machen, was sie wollen. Auf uns, die kleinen Leute, hört eh keiner.“ Dieses Gefühl lässt die Gesellschaft brodeln. Pegida. Impfgegner. Identitäre. Auch jetzt in der Energiekrise. Viele protestieren mit dem Gefühl, nicht gehört zu werden. Von den Funktionären des Staates nicht wahrgenommen zu werden.

Aber wie kann ich gehört werden mit meinem Anliegen? Der Prophet Nathan hat es vorgemacht. Er hat mutig den Mund aufgemacht. Auch gegenüber dem Herrscher. Aber er hat keine stumpfen Parolen gebrüllt. Hat keine Verschwörungstheorien aufgetischt. Sondern er hat den König charmant bei seinem Gewissen gepackt. Hat eine Geschichte erzählt, die das Herz berührt. Von dem kleinen Lämmchen, das am Tisch großgezogen wurde und im Schoß des armen Mannes schlafen durfte. Eine liebevolle Geschichte, die das Gefühl für Gerechtigkeit trifft. Er hat als Kirchenmann geredet.

Denn Religion ist nicht nur Privatsache. Es geht auch um Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Aber Zeigefinger und Parolen helfen nicht weiter. Die Verantwortlichen geschickt auf ihr Gewissen ansprechen – das ist keine schlechte Idee.


Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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