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katholisch

Hörmal | 07.04.2023 | 07:45 Uhr

Der Fuck-Up-Tag des Christentums

Ob Sie schon mal was von einer „Fuck up Night“ gehört haben, das kann ich natürlich nicht wissen. Der Begriff ist in der Start-Up-Szene recht bekannt, also bei Gründern von Unternehmen. Was „Fuck up Night“ übersetzt heißt, muss ich wohl nicht sagen – das ist ja ein drastisches Wort. Jedenfalls erzählen sich Gründerinnen und Gründer bei so einer Abendveranstaltung von ihrem Scheitern. Also davon, wie sie ein Projekt mal so richtig in den Sand gesetzt haben. Denn: In der Gründer-Szene gehört das Reden übers eigene Scheitern dazu. Persönliche „Fuck-Ups“ sind nicht was zum Schämen, sondern zum Lernen.

Das mag ich. Und ich habe tatsächlich auch schon mal bei einer Fuck-Up-Night gesprochen, beim katholischen Hochschulzentrum an der Uni in Aachen. „Quellpunkt“ heißt das Zentrum. Und weil Aachen ja einer der Orte ist, wo Innovation in NRW groß geschrieben wird, ist der „Quellpunkt“ Mitausrichter von solchen „Fuck-Up-Nights“.

Warum Kirche da mitmacht? Nun, vordergründig könnte man sagen: Die katholische Kirche hat grad so viele „Fuck-Ups“, das passt ja. Aber ich sehe den Grund tiefer angelegt. Und das hat etwas mit heute zu tun. Heute ist Karfreitag. Und wenn man so will ist das der große „Fuck-Up-Tag“ des Christentums.

Heute wird daran erinnert, dass Jesus am Kreuz hingerichtet wurde. Das war damals die wohl demütigendste Form, wie man im römischen Reich sterben konnte. Am Kreuz starben die Looser. Und für die ersten Jüngerinnen und Jünger muss das ein riesen „Fuck up“ gewesen sein. Ich meine: Die sind ihm ja nachgefolgt, weil sie dachten: Das ist der Messias. Der große Heilsbringer. Und dann endet er derart jämmerlich.

Und wissen Sie was? In den ersten Jahrhunderten haben die Christen das Kreuz nicht wirklich selbstbewusst vor sich hergetragen. Aber verehrt haben Sie das Kreuz trotzdem. Das wird klar in der allersten Darstellung von einem christlichen Kreuz, die man heute kennt: Die wurde gefunden in Rom und entstand ungefähr 200 Jahre nach der Kreuzigung. Eine Kritzelei ist das. Und die hat mehr mit religiösem Mobbing zu tun, als mit Kirchenkunst. Denn da hat irgendwer den Gekreuzigten mit einen Eselskopf gezeichnet und darunter steht: „Alexamenos betet seinen Gott an“.

Der „Künstler“ macht sich also lustig über einen Zeitgenossen, der Christ ist. Der Christengott ein Esel – und der ihn verehrt, ist auch nicht viel besser. So taucht das Kreuz erstmals auf.

Und dann braucht es noch eine lange Zeit, bis die Christen das Kreuz als tödliches Folterinstrument angenommen haben. Im Kölner Dom zu sehen ist die allererste Darstellung in der christlichen Kunst, bei der Jesus am Kreuz seine Augen tatsächlich geschlossen hat, wie ein Toter. Das sogenannte Gero-Kreuz ist eines der Highlights bei jedem Dom-Besuch. 1000 Jahre nach dem Tod Jesu am Kreuz ist das erst entstanden.

Menschen, die das Christentum nicht aus der Nähe kennen, die finden das Kreuz noch heute mitunter verstörend. Vor allem, wenn Jesus daran dramatisch sterbend dargestellt wird.

Für mich ist das Kreuz das ultimative Symbol, wie aus einem „Fuck-Up“ etwas ganz Großes entstehen kann. Auferstehung nennen die Christen das. Das macht das Scheitern nicht kleiner. Daran erinnert genau heute der Karfreitag. Aber Christen glauben daran, dass das Scheitern nicht das allerletzte Wort hat.

Und so sehe ich in jedem Kreuz, in den gekreuzten Balken nicht nur das Folterinstrument, sondern das große „Plus“, an dem ich mein Leben festmache. Gerade dann, wenn ich mal wieder gescheitert bin.







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