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Choralandacht | 20.01.2018 | 07:50 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

Gib dich zufrieden (eg 371)

Autorin: Das Jahr ist noch recht jung. Deswegen kann ich Ihnen von Herzen ein gutes neues Jahr wünschen. Ich hoffe für Sie, dass das meiste von dem, was Sie sich vorgenommen haben, in Erfüllung geht. Dass die Pläne gelingen und es Ihnen gut geht. Und wenn es nicht so klappt, dann hoffe ich, dass Sie trotzdem weitermachen und den Mut nicht verlieren und das Glas für Sie halb voll ist. Dass sie Menschen an Ihrer Seite haben, die zu Ihnen halten und Ihnen Mut zusprechen. Am besten nicht so einfach wie: Kopf hoch, das wird schon wieder. Oder: Nach dem Regen kommt auch wieder Sonnenschein. Gut gemeint, aber vielleicht etwas oberflächlich.

Für schwere Zeiten hat der Liederdichter Paul Gerhard einen anderen Ratschlag, der viele irritieren wird und bestimmt Widerspruch hervorruft. Das neue Jahr läuft nicht gut an? Paul Gerhardt sagt: Gib Dich zufrieden und sei stille.

Choral: (1. Strophe): Vorspiel unterlegen

Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens; In ihm ruht aller Freuden Fülle, ohn‘ ihn mühst du dich vergebens. Er ist dein Quell und deine Sonne, scheint täglich hell zu deiner Wonne. Gib dich zufrieden!

Autorin: Für Menschen, die nicht in Not sind und denen es gutgeht, ist das ein schöner Satz: Gib dich zufrieden und sei stille. Sei glücklich mit dem, was Du hast und genieße es, dass es gut läuft, freu Dich über die schönen Dinge Deines Lebens.

Aber für die, die mit ihrem Leben nicht zufrieden sind, die in einer Not stecken, in einer Lebenskrise, für die mag sich dieser Satz zynisch anhören! Sie sollen sich mit der Lage abfinden und sogar zufrieden sein? Eine ist krank und hat darüber die Arbeit verloren, bei anderen läuft die Ehe voll aus dem Ruder, jemand hat ständig Ärger am Arbeitsplatz, eine zofft sich mit ihren Kindern oder mit den Eltern – und damit sollen sie alle zufrieden sein? Das geht doch am wahren Leben mit all seinen Herausforderungen voll vorbei. Aber die erste Strophe hört hier ja nicht auf. Sondern der Liederdichter Paul Gerhardt schreibt weiter. Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens. In ihm ist die Fülle, er ist die Quelle des Lebens, er ist die Sonne und sorgt dafür, dass du Licht und Freude hast.

Choral: (2. Strophe):

Wie dir‘s und andern oft ergehe, ist ihm wahrlich nicht verborgen, er sieht und kennet aus der Höhe der betrübten Herzen Sorgen. Er zählt den Lauf der heißen Tränen und fasst zuhauf all unser Sehnen. Gib dich zufrieden!

Autorin: Gott weiß, wie es dem Menschen geht. Wie es um die Frau steht, die krank ist, wie es dem Paar geht, das sich um seine Ehe sorgt, er weiß, was bei Ihnen los und bei mir. Er sieht die Not und kennt die Sorgen, sieht die Tränen und die Sehnsucht, schreibt Paul Gerhardt. Für viele ist das ein Trost, dass sie Gott an ihrer Seite wissen. Es stärkt sie. Bei anderen greift das alles nicht. Sie fragen: Was habe ich davon in der Not? Dass Gott meine Not kennt und mein betrübtes Herz, wie es heißt.

Paul Gerhardt hat das Lied 1666/67 geschrieben. Im Februar 1666 hatte er seine Pfarrstelle in Berlin verloren, weil der Kurfürst ihn des Amtes enthoben hatte. Das war die Folge eines harten theologischen Streites. Paul Gerhardt stand zu seiner Überzeugung, die dem Kurfürsten nicht gefiel. Nun musste er mit den Konsequenzen leben.

Paul Gerhardt hatte also gerade seine Arbeitsstelle verloren! Er wusste nicht, wie es mit ihm, seiner Frau und dem dreijährigen Sohn weitergehen würde. Obendrein war im Jahr zuvor bereits sein viertes Kind im Alter von nur sieben Monaten gestorben und seine Frau war deswegen schwer erkrankt.

Hier dichtet also ein Mensch in Not – er ist arbeitslos, leidet noch unter der Auseinandersetzung mit dem Kurfürsten, trauert um ein Kind, hat eine kranke Frau und eine ungewisse Zukunft. Da sitzt einer ganz tief unten und kratzt alles Vertrauen in Gott und die Kraft, die ihm noch bleibt, zusammen.

Choral: (3. Strophe):

Er hört die Seufzer deiner Seelen und des Herzens stilles Klagen, und was du keinem darfst erzählen, magst du Gott gar kühnlich sagen, er ist nicht fern, steht in der Mitten, hört bald und gern der Armen Bitten. Gib dich zufrieden!

Autorin: Für mich stecken sehr viel Zuspruch und Ermutigung in dem Lied. Paul Gerhardt stellt Gott nicht nur als den vor, der die Sorgen und die Sehnsucht der Menschen kennt und ihre Tränen sieht. Der Liederdichter zeigt, dass Gott mehr ist als jeder Mensch. Er hört, wenn deine Seele seufzt und dein Herz klagt, was Du keinem erzählen magst, das kannst du bei Gott loswerden. Das heißt – Gott hält mehr aus als jeder Mensch. Gott ist da in jeder Situation und hat ein offenes Ohr für alle Nöte und Anliegen. Was man sich sonst nicht traut zu sagen, das hält Gott aus. Ich finde das unglaublich befreiend. Was für ein gutes Gefühl, das alles loszuwerden!

Paul Gerhardt hat das selber so erfahren. Er spricht als einer, der das Leben ganz unten kennt, und der weiß, wie es im Herzen aussieht, wenn nichts mehr geht. Paul Gerhardt macht Mut zu beten und die Dinge Gott zu bringen. Das kann jede und jeder.

Choral: (4. Strophe):

Sprich nicht: Ich sehe keine Mittel; Wo ich such, ist nichts zum Besten; Denn das ist Gottes Ehrentitel: Helfen, wenn die Not am größten. Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, tritt er herzu, uns wohl zu führen. Gib dich zufrieden!

Autorin:

Das ist für mich eine Strophe gegen die Resignation. Gegen: Es hat alles keinen Sinn, alle sind gegen mich, ich habe eh keine Chance, alles ist aussichtslos. Paul Gerhardt hat Worte, die trösten, die stärken und wieder die Brücke zu Gott schlagen. Er sagt aus seiner Erfahrung: Gott hilft, wenn die Not am größten ist. Hier setzt sich der Liederdichter mit seinen eigenen Erfahrungen, die er in seinem schweren Leben gemacht hat, neben alle, die den Kopf hängen lassen. „Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, tritt er herzu, uns wohl zu führen.“

Paul Gerhardt macht Mut, Gott auch in schwerster Zeit nicht zu vergessen, zu beten und ihn ins Leben hineinzuholen. Denn – wenn der Mensch in einer Sackgasse mit der Nase an der Wand steht, öffnet Gott eine Tür und lässt das Leben weitergehen.

Lassen Sie uns deswegen noch einmal die erste Strophe dieses alten Kirchenliedes hören und den Zuspruch, der darinsteckt. Für das vor Ihnen liegende Jahr wünsche ich Ihnen, dass Sie in und mit Gott zufrieden sind und sich in ihm geborgen fühlen.

Choral 1. Strophe

Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens; In ihm ruht aller Freuden Fülle, ohn ihn mühst du dich vergebens. Er ist dein Quell und deine Sonne, scheint täglich hell zu deiner Wonne. Gib dich zufrieden!

Musikinformation:

CD-Name: Paul Gerhard Lieder

Titel:Gib dich zufrieden und sei stille

Text:Paul Gerhardt

Melodie:16. JH/geistlich Augsburg 1609

Chor:ERF-Studiochor

Leitung:Gerhard Schnitter

Verlag:ERF Verlag

Label:ERF-Verlag

LC-Nr.06314

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