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Das Geistliche Wort | 17.04.2016 | 08:35 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

Was mein Leben reicher macht

Musik 1: Jason Mraz, Life is wonderful (Album: Mr. A-Z) CD-Name: Mr. A-Z; Titel: Life is wonderful; Track-Nr. 1; Interpret / Text / Musik: Jason Mraz; Verlag: Atlantic Records (Warner); Label: Atlantic Records/ ATG; LC-Nr.: 0121; EAN (Barstrichcode): unbekannt; Best.Nr.: B0009WJ3HU (ASIN).

Autorin: Guten Morgen!

„Was mein Leben reicher macht“, so heißt meine Lieblingsrubrik in der Zeitung „Die Zeit“. Leserinnen und Leser erzählen aus ihrem Leben.

Alltagsmomente. Vier, fünf Zeilen, Jedermanns-Geschichten und Jederfraus-Geschichten.

Nicht selten, dass ich beim Lesen eine Träne verdrücke oder laut auflachen muss.

Und immer bin ich nachher reicher als vorher.

Und frage mich: Was macht mein Leben reicher?

Was macht es aus, mein Leben, meine letzten Wochen?

Oft nehme ich mir dann einen Stift und mein Tagebuch zur Hand.

Und ich fange an, die Schätze der letzten Zeit einzusammeln.

Musik 2 = Musik 1: Jason Mraz, Life is wonderful,

Autorin: Und dann sitze ich da und fange an, Schätze zu sammeln. Aufzuschreiben, was mein Leben reicher macht. Doppelpunkt:

Wenn frühmorgens ein zarter Duft in der Luft liegt, ich meinen Mann und die Kinder in der Küche rumoren höre und mich heimlich noch einmal in meinem Bett umdrehe... voller Vorfreude auf den sonntäglichen Hefezopf mit Zimt und Zucker.

Wenn die Gärtnerin aus der zweiten Etage an unsere Tür klopft und unseren Kindern den einzigen Apfel schenkt, den der Apfelbaum ihres verstorbenen Mannes in diesem Jahr getragen hat. Und wenn meine Kinder ihr dann aus diesem einen Apfel genau zwei Muffins backen und ihr am Morgen darauf vor die Tür stellen: einen für sie und einen für ihren Mann, in Ehren.

Wenn die alte Dame von nebenan den Nachrichten vom Abend ein Schnippchen schlägt und kess wie ein Kind ihrem Klavier einen hüpfenden Flohwalzer entlockt, der es durch die Wände bis in meine Küche schafft, mir den Abwasch versüßt und meine Verstimmung löst.

Wenn sich bei schönem Wetter die Nachbarschaft im Garten zum Essen trifft, Tische angebaut werden müssen, alle was mitgebracht haben, keiner leer ausgeht, jeder auf einen neuen Geschmack kommt... und wenn an kalten Tagen das Ganze in unseren Häusern weitergeht.

Wenn ein paar Straßen weiter in einer Unterkunft für Geflüchtete ein Kind auf meinen Schoß krabbelt, als wäre ich seine Mutter, und mir hilft anzukommen. (1)

Musik 3: Birdy, People help the people

CD-Name: Birdy; Titel: People help the people; Track-Nr. 3; Interpret / Text / Musik: Birdy; Verlag: Warner Music International (Warner); Label: Atlantic Records / ATG; LC-Nr.: 0121, EAN (Barstrichcode); Best.Nr.: B004U5WZG8 (ASIN)

Autorin:

Was macht mein Leben reicher?

Eine Frage, die für mich Hand in Hand geht mit einer weiteren:

Wie kann ich das Leben der anderen bereichern?

Was habe ich zu geben, zu sagen, zu tun?

In Tagen wie diesen?

Im vergangenen November schrieb ich folgende Zeilen in mein Tagebuch.

Es war kurz nach den Attentaten von Paris:

Überall hängen Fahnen in diesen Tagen und ich muss mich fragen: Was wollen sie mir eigentlich sagen? Im Vorgarten politischer Institutionen, in Schrebergärten und im Hintergarten von Malschönerundmalschlechterwohnen? Ich schaue mich ratlos um und denke, ich will auch was tun, will mich zeigen, nichts verschweigen, mich verbinden, Stimme erheben, es überallhin kleben, am liebsten würde ich sogar mit Fahnen durch die Straßen fahren.

Zum Beispiel, wenn wir Freunde besuchen, Mio und Mimi, Lioba und Gloria, Shanta und Elia. Oder wenn ich einkaufen gehe, Bananen und Avocados, Pasta und Curry, Chai-Tee und Kaffee. Oder wenn ich vom Musizieren nach Hause komme, noch den Weltmusiken hinterhersinge, mich durch alle Genres und Zeiten hindurchswinge. Sag mir, welche Farben soll meine Fahne bloß tragen? Ich kann mich nicht entscheiden, ich müsste alle Farben auf dieser einen Fahne verteilen. Jede Nuance, jede Schattierung, in jeder Mischung und Komposition. Trillionen Farben, würde mein Vierjähriger sagen, müsste sie tragen, meine eine Fahne, und ich frage mich und dich: Oha! Welches Muster ergäbe denn das?

Wäre es vielleicht eine Farbe wie Licht, in dem sich alles Bunte bricht, vermischt? Weiß ergibt das doch dann, oder nicht? Weiß wie Aufgeben und Wiederaufstehen. Weiß wie Neuschnee im Winter und Schneeglöckchen im Frühjahr. Weiß wie der Eisbär neben dem Schaf neben der Taube, ohne Käfig, Gitter, Zaun und Haube. Weiß wie ein Leuchten über dem Stall, denn Gott ist geboren, jedem und überall. Weiß wie ein Leuchten über dem leeren Grab, weil einer alle Grenzen überliebt hat. Weiß wie für „Alles noch mal auf Anfang‘‘ und weiß für „Wer auch immer du bist, dich lass ich nicht hängen in diesem wunderlichen Mist.“

Und deswegen verzichte ich. Meine eine kleine Fahne raushängen zu lassen. Und zeige dir viel lieber mein Herz und mein Gesicht. Sie tragen bunt und weiß, tragen Liebe und Licht. Ohne Ausnahme, diese unsichtbar sichtbaren Fahnen, für dich und für dich und für dich ... und: Für dich! (2)

Musik 4: Lizz Wright, Feed the light

CD-Name: Fellowship ; Titel: Feed the light; Track-Nr. 10; Interpret / Text / Komp.: Lizz Wright; Verve (Universal Music); Label: Verve Records; LC-Nr.: LC 0383 / LC 00383. Verve R EAN (Barstrichcode); Best.Nr.: B003Y9KKJ (ASIN)

Autor: Was mein Leben reicher macht?

Das bedeutet auch: Was mein Leben ausmacht.

Manchmal wandern meine Gedanken beim Tagebuchschreiben weit nach vorne in die Zukunft. Und dann wieder weit zurück in die Vergangenheit.

Kürzlich dachte ich an meine Reise nach Guyana in Südamerika.

Da war ich 17.

Und da habe ich Menschen kennengelernt, die in Zimmern ohne Wände wohnten, mitten im Urwald. Da war der Himmel das Dach, die Baumkronen wie Zimmerdecken. Statt Deckenleuchten Sonne, Mond und Sterne, der Regenbogen wie Lichterketten. Jede Menge Moos statt einer großen Couch und der Wind der Staubsauger, mit dem Regen im Gefolge, eine Art himmlische Putzkolonne. Statt Vasen gab es den Boden, statt Schnittblumen Blumen. Blumen, überall Blumen. Das war dann die Deko und die Tiere dazu. Sagte ich Deko? Ach was, eine wandelnde Ausstellung war das, und alles Originale.

Als ich mal in Guyana war, da war ich 17. Heute bin ich 35, mehr als doppelt so alt. Eines Tages werde ich alles, was mir hier so lieb geworden ist, zurücklassen müssen. Das Bett, in dem ich lieber schlafe als sonst wo auf der Welt, neben dem Mann, neben dem ich lieber schlafe als sonst wem auf der Welt. Die Malereien von Anne, Angela, Ann-Kathrin, Felix, Johannes und Thomas... nicht zu vergessen die von meinen Kindern und meinen Patenkindern und den Nachbarskindern. Die Blumen vom Markt, jeden Samstag wieder frisch auf dem Tisch, auf dem langen, großen Tisch, den wir von der Oma meines Mannes geerbt haben, an dem sich tagein tagaus Lieblingsmenschen versammeln und aus Uromas Sammeltassen, die schon den Krieg überlebten, gemeinsam heiße Schokolade trinken und über Friede, Kriege, Freude und manchmal auch Eierkuchen reden.

Als ich mal in Guyana war, da war ich 17. Heute bin ich 35, mehr als doppelt so alt. Eines Tages, wenn ich doppelt so alt bin wie heute, oder dreimal so alt, oder vielleicht in ein paar Tagen schon, werde ich alles, was mir dann in all der Zeit so lieb geworden ist, zurücklassen müssen. Eines Tages werde ich nur mich selbst mitbringen können. Und die Wohnung, die Herberge, der Stall, das bin ich. Und manchmal ist es gut, mich deswegen an damals zu erinnern, an Guyana. (3)

Musik 5 = Musik 4: Lizz Wright, Feed the light Be sure to feed the light…

Autorin:

Was macht Ihr Leben reicher?

Was macht Ihr Leben aus?

Heute ist Sonntag, halten Sie einen Moment inne.

Vielleicht mit einem Stift in der Hand und Ihrem Tagebuch oder einem weißen Blatt Papier.

Und dann lassen Sie die Woche Revue passieren.

Machen Sie sich auf die Suche nach Ihren persönlichen Schätzen, Ihren Lichtblicken.

Schreiben Sie Ihre eigene Rubrik...

Geben Sie der Freude Raum. Trotz allem, in allem.

Und dem Dank. An den, der das Leben ist, der das Leben schenkt, Liebe und Licht.

Und: Lassen Sie andere ruhig daran teilhaben.

An dem, was Sie reich macht. Lassen Sie sie ruhig in Ihrem Leben lesen.

Ich bin mir sicher – es wäre meine Lieblingsrubrik!

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Stephanie Brall von der evangelischen Kirche.

Musik 6 = Musik 1: Jason Mraz, Life is wonderful,

Quellenangaben:

(1)Stephanie Brall, ergänzt und überarbeitet nach: Lichtungen – Advent 2016 , Was mein Leben lichter macht, adeo-Verlag

(2)Stephanie Brall, ergänzt und überarbeitet nach: Lichtungen – Advent 2016, Mein Herz und mein Gesicht, adeo-Verlag

(3)Stephanie Brall, ergänzt und überarbeitet nach: Lichtungen - Advent 2016, EbenBild, adeo-Verlag

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