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Kirche in WDR 5 | 14.08.2023 | 06:55 Uhr

Hingegeben

„Ich möchte anstelle des Mannes, der da weinend am Boden liegt, sterben“[1] Krasse Worte sind das, gleich an einem Montagmorgen. Würde ich diese Worte wohl jemals selbst in den Mund nehmen?

Sich für jemanden einsetzen, einander helfen, einander Mut zusprechen, das kenne ich in meinem Alltag. Aber dieses: „Ich möchte anstelle des Mannes, der da weinend am Boden liegt, sterben“, das ist nochmal ein ganz anderes Level.

Wer die Worte gesagt hat? Maximilian Kolbe. Heute vor 83 Jahren hat er diese Worte gesagt, mit erhobenen Händen. Und damit hatte Kolbe damals, am 14. August 1941 sein Leben geopfert. Im KZ Auschwitz. Für einen verurteilten, verheirateten Familienvater.

Wer war dieser Maximilian Kolbe? Er war ein katholischer Heiliger, ein Priester, genauer, ein Franziskanerpater aus Polen. Zugleich war er eine Art katholischer Medienmogul. Von seinem Kloster nahe Warschau aus, gründet er einen Zeitungsverlag. Sogar eine Radiostation. Dabei kann er oft nur flüstern. Weil er Tuberkulose hatte, ist die kräftige Stimme dahin. Umso kräftiger erhebt er seine Stimme als Autor. Alle Artikel schreibt er selbst. Auch mit seiner eigenen Gesundheit ist er im Widerstand.

Zugegeben: Vieles, was er geschrieben hatte, ist aus heutiger Sicht schwer erträglich. Sein Frauenbild? Reden wir besser nicht drüber. Auch ist seine Meinung von den Juden, vom Zionismus: schwierig…manche sagen: Kolbe war Antisemit. Er war halt ein polnisch-katholischer Überzeugungstäter.

Aber gerade weil Pater Maximilian so fest in seinem Glauben stand, war es für ihn und seinen Orden selbstverständlich, Notleidenden zu helfen. Über 2.300 Mensch hatten sie in dem Kloster nahe Warschau vor den Nazis versteckt – die meisten waren Juden. Deshalb wird er am 14. Februar 1941 verhaftet.

Ein SS-Offizier reißt Kolbe den Rosenkranz vom Gürtel und reibt ihn dem Pater hämisch unter die Nase. Dreimal schreit der Offizier, ob er an das „dumme Zeug“ glaube. Aber: Wie schon in den Jahren davor verleugnet Kolbe seine Werte nicht und schon gar nicht seinen Glauben. Dann schlagen drei Offiziere ihn blutend zu Boden.

Kolbe landet in Auschwitz, ohne Prozess. Auch da arbeitet er heimlich weiter als Priester. Als Ende Juli einer flieht, sollen 10 andere sterben. Darunter ein Familienvater. Kolbe sieht das und spricht dann diese Worte mit seiner leisen, von der Tuberkulose gebrochenen Stimme: „Ich möchte anstelle des Mannes, der da weinend am Boden liegt, sterben“[2] und er fügt an: „Auch wenn ich so unschuldig bin wie er“[3]. Der Lagerführer ist außer sich. Er verdonnert Kolbe zum Tod im berüchtigten „Hungerbunker“. Anstelle von Schreien hören Mithäftlinge aus der Zelle Gebete und Gesänge[4]. Unglaubliche 14 Tage hält Kolbe durch – ohne Essen. Dann wird es den Nazis zu viel und sie töten den Pater mit einer Giftspritze.

Warum mir heute wichtig war, Ihnen von Pater Kolbe zu erzählen? Diesem in jeder Beziehung widerständigen Pater aus Polen, mit durchaus problematischen Ansichten? Weil ich keinen kenne, der im 20. Jahrhundert mit seinen Worten mehr die Worte von Jesus verkörpert hat, als Kolbe. Jesus hatte einst gesagt: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15.13)

Pater Maximilian Kolbe hat sein Leben nicht für einen Freund gegeben, sondern für einen Wildfremden. Märtyrer sind in der Katholischen Kirche Heilige, weil sie durch ihren Tod ein Zeugnis gegeben haben. Kolbe hat nicht nur Zeugnis für seinen Glauben gegeben, sondern Zeugnis für radikale Mitmenschlichkeit.

Kommen Sie gut und mitmenschlich in diese Woche! Es grüßt Sie herzlich, Michelle Engel, Gemeindereferentin aus Krefel.


Quelle: Sie bewegten die Welt-Lebensbilder unserer Zeit von Josef Quadflieg, 2002


[1] QUADFLIEG, 2002, S.151

[2] QUADFLIEG, 2002, S.151

[3] https://www.deutschlandfunkkultur.de/vor-125-jahren-geboren-maximilian-kolbe-der-maertyrer-von-102.html

[4] https://www.deutschlandfunkkultur.de/vor-125-jahren-geboren-maximilian-kolbe-der-maertyrer-von-102.html

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