Balken und Splitter

Was ist das für ein Luxusproblem? Vor fünf Minuten habe ich mich noch gefreut mit meiner Freundin in Deutschland zu telefonieren, jetzt bin ich nur noch genervt. Während ich in Nepal gerade mein erstes Erdbeben überlebt habe, scheint ihr größtes Problem eine verschobene Vorlesung zu sein - seit 10 Minuten redet sie über nichts anderes. Ist das ihr Ernst? Das ist ein total banales Problem! Während sie sich weiter aufregt, schalte ich auf Durchzug.

Kaum haben wir aufgelegt, da tut mir das auch schon leid. Und ich erinnere mich an ein Jesus-Zitat. Der hat mal gefragt, warum wir eigentlich immer den Splitter im Auge der anderen sehen, aber den eigenen Balken im Auge nicht bemerken. Oder anders ausgedrückt: Warum kritisiere und verurteile ich andere, anstatt an meinen eigenen Fehlern zu arbeiten? Klar, weil es leichter fällt. Bei anderen scheint viel offensichtlicher zu sein, was gerade schiefläuft und wie man das ändern könnte. Wer andere kritisiert, muss sich auch nicht mit eigenen Fehlern auseinandersetzen - oder kann sie besser schönreden. Aber davon wird es nicht besser.

Und darum geht’s Jesus: Es soll besser werden. Nicht moralischer, sondern qualitativ gut. In unseren Freundschaften, in Beziehungen und in der gesamten Gesellschaft. Dafür kann ich aber nur bei mir anfangen. Am besten mit einem Rückruf bei meiner Freundin.

Sprecherin: Alexa Christ