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Kirche in WDR 2 | 28.06.2021 | 05:55 Uhr

Der gute Hirte

Grade habe ich mit einer neuen Krimi-Reihe angefangen. Ethan Cross, “The Shepherd Organization”. Keine Agatha Christie, kein Sir Arthur Conan Doyle. Aber eine schöne Ablenkung. Und kurz vorm Einschlafen nicht allzu kompliziert.

Mich hätte der Titel der Reihe stutzig machen sollen. Hat er aber nicht. Und jetzt stecke ich mittendrin in der Jagd nach Serienkillern, die nicht vor Gericht gestellt, sondern von einer Elitetruppe gelyncht werden. Einfach so. Mit dem Argument, dass die Hirten die Schafe vor den Wölfen beschützen müssen. Bestechende Logik. Eben nicht allzu kompliziert. Aber leider: so gar keine Ablenkung und auch kein gutes Einschlafmittel.

Das ist ein biblischer Gedanke, der da ausgebreitet wird. Also das mit den Hirten und den Schafen. Aber mir kommt’s so vor, als sei der biblische Gedanke in Schieflage geraten.


Psalm 23 erzählt zum Beispiel davon, dass Gott wie ein Hirte seine Schafe beschützt komme, was und wer wolle.

Ja: Hirte und Schafe. Ok, das Bild passt. Aber Psalm 23 erzählt vom Leben und leben lassen: Tolle Bilder gibt’s da. Gott ist der, der mich beschützt – er führt mich gerecht durchs Leben – heißt es. Gott ist der, der nicht vergessen hat, die Sonnencreme einzupacken – Du salbst mein Haar mit duftendem Öl – heißt es. Gott ist der mit dem Picknickkorb – Du füllst mir den Becher bis zum Rand – heißt es. Gott ist der, der einfach da ist – alle Tage meines Lebens – heißt es.

Diesen Gedanken – also den mit dem Hirten, der den Schafen ein gutes Leben ermöglicht –, nimmt Jesus im Neuen Testament auf. Er sagt von sich: Ich bin der gute Hirte.

Also: Jesus ist der gute Hirte. Aber Jesus hat keinen kalt gemacht. Jesus hat mit den Menschen geredet, sie dazu bewegt, ihr Leben und das, was sie getan haben, zu überdenken. Jesus hat den Menschen, denen er begegnet ist, zugetraut, sich zu verändern.


So versteh‘ ich die biblischen Geschichten. Und ganz grob gesagt, so funktioniert ja irgendwie auch unser Rechtssystem. Wir killen nicht einfach Menschen. Manchmal begehen Menschen furchtbare Verbrechen. Und dann schreit auch mein Herz nach Bestrafung und Folter und Tod. – Wenn Kinder bedroht oder getötet werden, dann geht’s mir zum Beispiel so. – Aber ich glaube daran, dass es gut und richtig ist, das letzte Urteil über einen Menschen, Gott zu überlassen. Schreckliche Taten zu verhindern, ja, gemeinsam. Einem Menschen Zeit geben, ja, gemeinsam. Nachdenken und am Ende vor Gott stehen, das muss derjenige aber dann allein tun.


Und trotzdem frag‘ ich mich: Wie ist das mit der Selbstjustiz? Wie ist das, wenn jemand verletzt wird, wenn jemand zu Schaden kommt, den ich liebe. Käme ich dann immer noch mit idyllischen Hirtenbildern aus der Bibel um die Ecke oder würde ich eine Elitetruppe unterstützen, die die lynchen, die andere quälen?

Ich kann’s ehrlich nicht sagen. Ich kann nur sagen, woran ich glaube und worauf ich vertraue. Und das ist Gottes Gerechtigkeit.




Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius



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