Ehesegen mit dem Fahrrad

Ich wohne in der Nähe vom Münsteraner Standesamt. Und deswegen komme ich da immer mal wieder auf dem Fahrrad dran vorbei. Und dann denke ich an meine Hochzeit. Damals haben uns wildfremde Menschen Glückwünsche zugerufen oder sich einfach mit uns gefreut. Ich fand das super.Und deshalb mach ich das jetzt genauso. Wenn ich am Standesamt vorbeifahre und ich erkenne ein Hochzeitspaar auf dem Weg ins Standesamt oder sehe die frisch verheiratet davor stehen, dann freue ich mich einfach mit. Ich rufe denen Glückwünsche über die Straße zu und klingle mit meiner Fahrradklingel so laut es geht. Oft werde ich dafür komisch angeguckt. Die meisten Paare freuen sich aber – genau wie wir damals.Für mich ist das nicht nur ein Mitfreuen, sondern ein kleiner Segen. Ich bin ja Christ. Segen heißt gutes Zusprechen. Und genau darum geht es bei meinen rüber gerufenen Glückwünschen. Ich möchte den Paaren gutes Zusprechen für ihre Zukunft. Für ihre guten und schlechten Zeiten und für alles was da kommt.Wenn ich mit meinem Fahrrad am Standesamt vorbeifahre, frage ich übrigens nicht nach der Kirchenzugehörigkeit, ob es die erste oder zweite Ehe ist und ich klingle nicht nur für Heten. Wenn ich ein Paar sehe, dann gehe ich davon aus, dass beide in voller Freiheit Ja zueinander sagen und sich lieben. Und dann segne ich sie gerne auf Abstand, Zuruf und mit dem Klang meiner Fahrradklingel. Auch wenn ich dafür komisch angeguckt werde.

Daniel Gewand, Münster