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Kirche in WDR 5 | 11.02.2019 | 06:55 Uhr

Ein fremdes Kind

Guten Morgen! „Manchmal muss man seine Kinder einfach etwas härter angehen, sonst hören sie ja nicht“, sagt der Mann. Ich bin zu Besuch, weil sein jüngstes Kind getauft werden soll. Wir sitzen im Wohnzimmer und im Zimmer nebenan entfalten mindestens vier Kinder einen Lärm, bei dem man sich kaum noch verständigen kann. Da kämpfen irgendwelche Aliens gegen irgendwelche intergalaktischen Ritter. Der Vater hat schon ein paar Mal gerufen, sie sollten bitte leiser sein. Als alles nichts hilft, geht er hinüber, um ein Machtwort zu sprechen. Es scheint ein heftiges Machtwort gewesen zu sein, denn eines der Kinder weint inzwischen.

Nun setzt er sich wieder zu mir. „Ist schon eine Räuberbande“, meint er entschuldigend, „es sind auch noch zwei aus der Nachbarschaft dabei.“ Da geht die Tür des Nebenzimmers wieder auf und der fünfjährige Sohn steht auf der Schwelle. „Du bist ganz schön gemein, Papa“, erklärt er eifrig. „Du hast eben besonders den Ben angeschrien, dabei war der Paul viel lauter. Warum meckerst du den Paul nie richtig an?“ Der Vater erwidert: „Weil er uns nicht gehört! Das ist doch ein fremdes Kind. Zu fremden Kindern muss man freundlich sein.“ Da sagt der Kleine: „Dann möchte ich auch ein fremdes Kind sein.“

Dieser Satz ist mir nachgegangen: „Dann möchte ich auch ein fremdes Kind sein.“ Offenbar gehen wir mit den Kindern anderer Leute behutsamer um als mit den eigenen.

Wenn ich jetzt Kinder taufe, denke ich manchmal an diese Begebenheit. Als Christ glaube ich: Gott nimmt uns durch die Taufe als seine eigenen Kinder an. Das ist eine sehr wichtige Botschaft an alle, die Kinder groß ziehen: „Dies euer Kind sollt ihr achten und beachten und so behandeln, als sei es euch in Obhut gegeben. Ihr könnt nicht mit ihm tun, was euch die Gewohnheit, der Ärger oder die Laune eingeben. Dieses Kind ist ein euch von Gott anvertrauter Mensch.“

Der Vater übrigens schaut dem Kleinen nach seinem Auftritt ein wenig verblüfft nach. Dann steht er auf und geht zu seinem weinenden Jungen, um ihn zu trösten.

Vielleicht muss uns hin und wieder überraschend bewusst werden, wie selbstverständlich wir unsere Kinder als verfügbares Eigentum betrachten und behandeln. Und da muss ich nicht bei den Kindern stehen bleiben. Nein, auch mit meinem Partner, meiner Partnerin, oder mit einem anderen Menschen, mit dem ich viel zusammen bin, gehe ich manchmal so um. Und auch die denken vielleicht: „Ich möchte auch mal ein fremder Mensch für Dich sein. Einer über den du wieder staunst, für den Dein Interesse neu geweckt wird. Wenn ich sehe, wie Du bei mir nur noch mit dem Gewohnten rechnest; wenn ich erlebe, wie Du Dich verhältst, als ob alles wie selbstverständlich zu Deinem Leben dazugehört – dann, ja dann möchte ich wieder ein fremder, ein interessanter Mensch für Dich werden.“

Unsere Kinder, unsere Partner, unsere Nächsten sind uns von Gott anvertraute, eigenständige Menschen, die uns nicht gehören. Ich denke, wenn wir sie uns hin und wieder als Fremde vorstellen, werden wir mit ihnen behutsamer umgehen. Und wir werden wieder Neues an ihnen entdecken können, das unser Leben und Zusammenleben bereichert.

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Ihr Pfarrer Michael Opitz aus Düsseldorf.

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