Falsches Zimmer

Ich war müde und in Gedanken verloren, wollte nur noch in mein Hotelzimmer. Das Problem war: Alle Stockwerke sahen gleich aus und so passierte es, dass ich im falschen Stockwerk, beim falschen Zimmer meine Karte in den Schlitz steckte und... die Tür verrückterweise trotzdem auf ging. Habe ich erst nicht gecheckt. Das Zimmer sah schrecklich unaufgeräumt aus und mein erster Gedanke war: Oh nein, bei mir wurde eingebrochen. Und als dann auch noch ein fremder Man aus meinem Badzimmer trat, war ich vollkommen verwirrt. Langsam dämmerte mir, dass ich falsch abgebogen war. Ich entschuldigte mich vielmals und flüchtete schnell ein Stockwerk höher in mein Zimmer.

Krass, eben mal kurz in das Leben von jemand Fremden gestolpert. Als ich dann die Tür zu meinem schön aufgeräumten Hotelzimmer öffnete, dachte ich: Wie schön - hier bin ich richtig. Der Gedanke hat mich anschließend noch ein paar Tage begleitet. Ich bin für mein Leben zuständig. Für die Ordnung in meinem Zimmer.

Und auch, wenn ich manchmal aus Versehen oder sogar mit Absicht in das Leben von anderen Menschen hineinstolpere, so bin ich nur Gast. Bei manchen habe ich das Recht mich einzumischen. Wenn sie mir die Erlaubnis geben. Bei anderen nicht. Genauso geht es anderen mit meinem Leben auch. Der Mythologe Joseph Campell hat einmal gesagt: „Das Leben ist die Frucht deines eigenen Einsatzes. Du kannst dich bei niemanden beschweren, außer bei dir selbst.“

Sprecherin: Alexa Christ

Redaktion: Daniel Schneider