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Das Geistliche Wort | 09.02.2020 | 08:40 Uhr

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Feuerseelen

Autor: Feuerseelen - so nennt man in Dänemark Menschen, die leidenschaftlich für eine Sache brennen. Als Pfarrer für Seelsorgefortbildung in Düsseldorf darf ich mit vielen Feuerseelen zusammenarbeiten. Die Sache, für die sie brennen, ist die Seelsorge. Eine von diesen Feuerseelen ist Ingeborg Hardin. Sie ist ehrenamtlich Mitarbeitende in der Seelsorge eines Krankenhauses und besucht dort zweimal in der Woche die Patienten.

O-Ton Ingeborg Hardin: Seelsorge ist für mich, für jemanden von ganzem Herzen da zu sein, mich zurücknehmen und möglichst in die Stille zu gehen und aus der Stille heraus zuzuhören für das, was der Mensch auf dem Herzen hat.

Autor: Für Ingeborg Hardin ist das Zuhören in der Seelsorge besonders wichtig. Das spielte schon vor ihrer Ausbildung in ehrenamtlicher Seelsorge eine große Rolle.

O-Ton Ingeborg Hardin: Ich war im Gebetskreis bei uns und die Pfarrerin kam und hat mir so einen Flyer zugeschoben und sagte: „Das wäre doch was für Sie, so wie ich Sie kenne.“ Und da kam auf mich so eine richtige Liebeswelle zu und ich wusste eigentlich gar nicht, was es ist und worum es geht und wusste aber schon: Das mach´ich! Und als ich den Flyer gelesen habe, dachte ich: Ach ja, das liegt dir tatsächlich, das mach‘ ich.

Autor: Der Flyer, den Ingeborg Hardin in die Hände bekam, ist die Einladung zur Ausbildung in ehrenamtlicher Seelsorge. In dieser Ausbildung erarbeitet man sich die wesentlichen kommunikativen, personalen, ethischen und geistlichen Fähigkeiten, die in der Seelsorge wichtig sind. Außerdem bekommen die Ehrenamtlichen Einblicke in besondere Seelsorge-Orte wie Krankenhäuser und Altenheime. In der Mehrzahl sind es Frauen, die an der einjährigen Ausbildung teilnehmen. Aber es gibt auch Männer, die ehrenamtlich in der Seelsorge mitarbeiten. Einer von ihnen ist Dirk ter Glane.

O-Ton Dirk ter Glane: Ich hatte irgendwann mal einen Herzinfarkt und wusste danach nicht so richtig, was ich tun sollte. Klar war, mein Beruf, das ging so nicht mehr. Und dann bin ich ins Krankenhaus gegangen als grüner Herr. Das ist so ein Besuchsdienst. Und in der Mittwochsgruppe ist auch eine Pfarrerin und so nach vier, fünf Monaten kam sie dann mal zu mir und sagte: Sag mal, weißt du eigentlich, was du da machst? Ne, was ist los, was ist? Du machst meinen Job! Du machst Seelsorge und du machst das richtig gut. Hast du nicht Lust, die Ausbildung bei uns zu machen? Ich fände gut, wenn wir das hier in Zukunft gemeinsam machen könnten.

Autor: Dirk ter Glane ist katholisch. Die Pfarrerin, die ihn zur Seelsorgeausbildung motiviert hat, ist evangelisch. Weil die Seele aber weder evangelisch noch katholisch ist, haben wir in der Seelsorge ein gutes ökumenisches Miteinander. Es gibt viele gemeinsame Seelsorge-Dienste wie z.B. die Telefon-Seelsorge oder die Flughafenseelsorge. Dort wird allen Menschen geholfen, ganz egal, ob sie glauben oder woran sie glauben.

Musik 1: Track 7: Sow good seeds von CD „One true vine“, Interpretin: Mavis Staples, Musik: Public domain, arranged by Jeff Tweedy, Verlag: Words Ampersand Music (BMI), 2013, LC-Nr.: 02576.

Autor: Bei Seelsorgenden wie Ingeborg Hardin oder Dirk ter Glane werde ich zur Feuerseele.

Ihr ehrenamtliches Engagement und ihre Ausbildung liegen mir besonders am Herzen.

Es geht mir nicht darum, mit ehrenamtlichen Kräften da Löcher zu stopfen oder Geld einzusparen, wo eigentlich hauptamtliche Seelsorger arbeiten sollten. Mir geht es darum, seelsorgerliche Begabungen zu entdecken, zu fördern und gut auf diese zu achten. Darum gibt es Supervision und Seelsorge auch für die Ehrenamtlichen, damit die Feuerseelen nicht ausbrennen. Denn Menschen, die Feuer und Flamme für andere sind und gerne helfen, müssen besonders gut auf sich aufpassen, damit sie sich ihre seelsorglichen Begabungen bewahren. Das ist mir besonders wichtig. Ich glaube nämlich, dass ihre Begabungen im wahrsten Sinne des Wortes Geschenke Gottes sind.

Sprecherin mit Zitat aus 1. Korinther 12: Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.

Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.

Autor: Gott hat uns Menschen unterschiedliche Kräfte und Begabungen geschenkt, nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrern, sondern allen Berufs- und Altersgruppen, unabhängig davon wie fromm oder gläubig sich ein Mensch selber empfindet.

O-Ton Ingeborg Hardin: Das wichtigste ist im Grunde genommen, dass jemand mit seinem Herzen da ist, dass man zuhört, zuhören kann, dem Menschen Raum gibt, ob er sprechen möchte oder nicht. Manchmal kommt eine ganze Stunde lang eine Lebensgeschichte zu Tage. Und ich glaube, das Wichtigste ist wirklich, dass das Herz offen ist.

Musik 2: Track 2: Love and trust von CD „Livin’ on a high note“, Interpretin: Mavis Staples, Musik: Ben Harper, Verlag: BMG Gold Songs/Three Chord Symphony Music, 2016, LC-Nr.: 02576.

Autor: Ein empfängliches Herz ist wichtig in der Seelsorge. Da denke ich an eine Geschichte aus der Bibel, die für mich die Seelsorge-Geschichte schlechthin ist. Zwei Jünger von Jesus, man könnte sagen: zwei seiner Mitarbeiter, machen sich nach seinem Tod auf den Weg in ein kleines Dorf namens Emmaus. Sie sind traurig, weil ihr Freund und Lehrer Jesus gestorben ist. Dahin ist nun ihre Hoffnung auf ein neues Leben. Die beiden Jünger sind ganz gefangen in ihrer Trauer. So erkennen sie den auferstandenen Jesus nicht, als dieser sich auf ihrer Wanderung zu ihnen gesellt.

Sprecherin mit Lukas 24, 13-35 (Emmaus): Da sagte
Jesus
zu den beiden: »Warum tut euch so schwer damit zu glauben, was die
Propheten
gesagt haben? Musste der
Christus
das nicht alles
erleiden, um in die
Herrlichkeit
seines
Reiches
zu gelangen?« Und
Jesus
erklärte ihnen, was in den
Heiligen Schriften
über ihn gesagt wurde – angefangen bei
Mose bis hin zu allen Propheten. So kamen sie zu dem Dorf, zu dem sie unterwegs waren.
Jesus
tat so, als wollte er weiterziehen. Da drängten sie ihn: »Bleibe doch bei uns! Es ist fast Abend und der Tag geht zu Ende!« Er ging mit ihnen ins Haus und blieb dort. Dann, nachdem er sich mit ihnen

zum Essen niedergelassen hatte, nahm er das
Brot und sprach das
Dankgebet. Er brach das
Brot
in Stücke und gab es ihnen. Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen

und sie erkannten ihn. Im selben Augenblick verschwand er vor ihnen. Sie sagten zueinander: »War unser Herz nicht Feuer und Flamme, als er unterwegs mit uns redete

und uns die
Heiligen Schriften
erklärte?«

Musik 3: Track 2: You are not alone von CD „You are not alone“, Interpretin: Mavis Staples, Musik: Jeff Tweedy, Verlag: Words Ampersand Music (BMI) , 2010, LC-Nr.: 02576.

Autor: Zwei Traurige und Ausgebrannte werden wieder zu Feuerseelen. Seelsorge läuft nicht immer so schnell und so spektakulär ab wie in der Geschichte von den beiden Jüngern. Aber der Weg, den man im Seelsorge-Gespräch mit einem anderen Menschen geht, der hat eine Menge von dem Emmaus-Spaziergang. Das fängt schon damit an, dass es in der Seelsorge wichtig ist, mit einem anderen Menschen mitzugehen. Jesus begleitet die beiden Jünger zuerst auf eine sehr zurückhaltende Art und Weise. In der Seelsorge ist es wichtig, seinen Gesprächspartner durch gutes Zuhören zu begleiten.

O-Ton Dirk ter Glane: Ich glaube, das Wichtigste ist die Liebe zu den Menschen. Der zweite Punkt ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich selbst zurückzunehmen. Es geht nicht darum, was ich will. Es geht nicht darum, dass ich ein Erfolgserlebnis habe oder sonst was; oder dass ich meine Meinung jemand anders aufdrängen will, sondern es geht um Zuhören. Dem andern die Möglichkeit geben zu sprechen, zu sich selbst zu kommen, zu dem, was ihn wirklich bewegt.

Autor: Was die beiden Jünger in der Geschichte bewegt, sind Fragen: War alles umsonst? Haben wir unsere Hoffnung in den Sand gesetzt? Hier belässt es Jesus nicht beim Zuhören nach dem Motto „Das kann ich gut verstehen.“ Er bringt die Bibel ins Spiel und lässt die alten Worte der heiligen Schrift für sich sprechen. Das gehört zu einem Seelsorgegespräch zwar nicht notwendig dazu, aber manchmal kann es helfen, sich bei den Worten und Gesten der Menschen zu bedienen, die vor uns geglaubt haben. Dann kann spürbar werden, dass Gott bei unseren seelsorglichen Begegnungen dabei ist.

O-Ton Ingeborg Hardin: Ganz besonders berührend ist, wenn ich merke, dass ich auch mit einem Menschen beten kann; wenn ich z.B. den 23. Psalm oder das Vaterunser mit ihm beten kann, die Hand auf die Schulter legen kann und sagen kann: „Gott liebt sie so, wie sie geworden sind, mit all ihren Schwächen und Stärken.“ Und man dann einfach sieht, wie die Tränen rollen bei den Patienten. Sie sind berührt und ich bin davon auch berührt.

Musik 4: Track 5: Peaceful dream von CD „If all I was was black“, Interpretin: Mavis Staples, Musik: Jeff Tweedy, Verlag: Words Ampersand Music (BMI), 2017, LC-Nr.: 02576 .

Autor: Mit seinen Worten weckt der auferstandene Jesus das Interesse der traurigen Jünger. Sie wollen mehr von ihm erfahren. Deshalb laden die Jünger Jesus zu sich nach Hause ein. Und Jesus lässt sich einladen. Er macht sich mit Ihnen auf den Weg in ihr Dorf. Auch das ist Seelsorge: Wenn man sich auf den Weg dahin macht, wo die Menschen leben.

Da denke ich an die Hausbesuche, die in den Ortsgemeinden immer noch eine große Rolle spielen. Da denke ich aber auch an alle anderen Orte und Bereiche, an denen Menschen heutzutage ihre Zeit verbringen. Die Internetseelsorge per Chat und E-Mail spielt eine immer größere Rolle.

Und bei den wandernden Emmaus-Jüngern denke ich an die Menschen, die heutzutage unterwegs sind, um von A nach B zu reisen oder zu pendeln. Für sie und ihre Sorgen gibt es die Bahnhofsmission oder die Flughafenseelsorge. Gottes Geist weht, wo er will, heißt es in der Bibel. Die Seelsorge kennt deshalb keine gottlosen Orte. Sie versucht immer und überall, Menschen zu helfen. Das tut sie in Form der Notfallseelsorge sogar bei
katastrophalen Ereignissen. Manchmal aber geschieht Seelsorge auch auf eine alltägliche und fast beiläufige Weise. Da denke ich an das Ende der Emmaus-Geschichte. Da kehrt Jesus bei den beiden Jüngern ein und sitzt mit ihnen zu Tisch.

Wann erkennen die Jünger ihren Jesus und wann fängt ihr Herz wieder an zu brennen? Als Jesus mit ihnen das Brot bricht. Seelsorge kann also mehr sein als Zuhören und Sprechen. Seelsorge kann durch den Magen gehen, wenn wir
bei einem guten Essen einem anderen Menschen Zeit schenken. Seelsorge kann ganz leise sein, wenn uns die Worte fehlen und wir miteinander die Stille aushalten. Seelsorge kann am Ende des Lebens das Unerträgliche mittragen – zum Beispiel durch einfühlsames Begleiten der Sterbenden.

Musik 5: Track 4: In Christ there is no east or west von CD „You are not alone“, Interpretin: Mavis Staples, Musik: Traditional, arranged by Jeff Tweedy, Verlag: Words Ampersand Music (BMI), 2010, LC-Nr.: 02576.

Autor: Seelsorge ist so vielfältig wie die Menschen, für die sie da ist und so vielschichtig wie unser Leben. Und was ich persönlich besonders schön finde: Seelsorge ist keine Einbahnstraße. Auch als Seelsorger werde ich in Gesprächen manchmal mit Seelsorge beschenkt. Da will ich einem traurigen Menschen beistehen und gehe nachher selber getröstet und gestärkt nach Hause. Seelsorge ist immer gut für Überraschungen. Und wer weiß: Vielleicht warten ja auf Sie heute überraschende, seelsorgliche Begegnungen! Die wünsche ich Ihnen auf jeden Fall.

Ihr Peter Krogull von der evangelischen Kirche in Düsseldorf.

Musik 6: Track 9: Woke up this morning (with my mind on Jesus) von CD „One true vine“, Interpretin: Mavis Staples, Musik: Public domain, arranged by Jeff Tweedy, Verlag: Words Ampersand Music (BMI), 2013, LC-Nr.: 02576.


Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel

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