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Kirche in WDR 5 | 08.02.2020 | 06:55 Uhr

Franz Marc und mein Gottesbild



Heute wäre Franz Marc 140 Jahre alt geworden. Aber der Künstler starb schon mit 36 Jahren, im Ersten Weltkrieg bei Verdun.

Warum mir Franz Marc und seine Kunst etwas sagt, das liegt vor allem an einem Referat im Kunstunterricht.

Wir Schüler sollten jeweils einen Künstler vorstellen. Meine Wahl fiel auf Edvard Munch, nicht auf Franz Marc. Das Referat hatte ein anderer Schüler gehalten. Warum ich trotzdem noch etwas von Franz Marc behalten habe, das hängt wohl mit einem ganz bestimmten Gemälde zusammen: „Der Turm der blauen Pferde“. Klar: Die Kunstbeflissenen unter Ihnen werden sofort beim Namen Franz Marc gedacht haben: „Expressionismus“ und: „blaue Pferde“. Aber: „Der Turm der blauen Pferde“ – das Gemälde ist seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Und genau diese Information hatte mich damals fasziniert: Dass heute noch über ein Bild gesprochen wird, das so lange keiner mehr in echt gesehen hat. Und dann habe ich letzten Sommer einen Roman geschenkt bekommen, bei dem es genau darum geht: „Der Turm der blauen Pferde“ ist ein spannender Krimi um das verlorene Bild. Und ich fand das witzig, dass ich durch diesen Zufall noch mal an meinen Kunstunterricht erinnert wurde.

Wie das Bild aussieht? Nun, das ist schwer zu beschreiben, hier im Radio. Abstrakt ist das Bild. Expressionistisch eben – allein die blauen Pferde. Franz Marc hatte mit solchen Bildern das damalige Kunstverständnis ziemlich auf den Kopf gestellt. Manche waren vielleicht sogar geschockt.

Darum – und weil eben dieses Bild verschollen ist – hat mich „Der Turm der blauen Pferde“ an etwas ganz Anderes erinnert: an meinen Glauben, oder besser noch: an mein Gottesbild.

Denn es gab eine Zeit in meinem Leben, da war das auch verschollen. Und ob Sie es glauben oder nicht: das war genau in der Zeit, als ich angefangen hatte, mich intensiver mit meinem Glauben auseinander zu setzen. Das war zu Beginn meines Religionspädagogik-Studiums in Paderborn. In den ersten Vorlesungen war etwas zersprungen von meinem Kinderglauben. Gleich im ersten Semester erfuhr ich in den Bibelwissenschaften, dass z.B. Mose wohl nie durchs rote Meer gezogen ist – wenn er überhaupt je gelebt hat. Für mich war das damals ein Schock. „Was habe ich die ganze Zeit eigentlich geglaubt?“ – das war meine Frage im ersten Studienjahr und die war hart. Irgendwie habe ich mich gefühlt, als sei ich da auf etwas reingefallen.

Was mir geholfen hat? Die Auseinandersetzung mit meinem Mitstudenten: wie die glauben, und wie man das alles zusammenbringen kann: die großen Fragen der Welt und der Zweifel und die Botschaften der Bibel, die Botschaften des Christentums.

Dadurch ist mein Glauben anders geworden. Mein Gottesbild ist viel abstrakter. Aber nicht weniger schön. „Der Turm der blauen Pferde“ – das Bild mag abstrakt sein, aber schön finde ich es trotzdem. Es sagt mir etwas.

Mein Gottesbild, das hat sich gewandelt, nachdem es eine Zeit lang verschollen war. Ein anderer Künstler als Franz Marc hat einmal etwas darüber gesagt: Joseph Beuys war das, der für noch viel abstraktere Kunst berühmt wurde. Beuys war tiefgläubig und sagte zum Christsein in unserer Zeit: „Du musst erst deinen Glauben verlieren, so wie Christus für einen Augenblick seinen Glauben verloren hat, als er am Kreuz war.“

So wie es der Künstler Beuys beschrieben hat, so habe ich das am Anfang des Studiums erlebt. Dass Beuys dabei an Christus selbst erinnert, das zeigt mir einmal mehr, wie viel das christliche Gottesbild aushält. Es hat sogar Platz dafür, dass der eigene Glaube irgendwann im Leben auch einmal verschollen ist – für eine kurze oder für eine lange Weile.

Wie auch immer Ihr ganz eigenes Gottesbild ist, ob abstrakt, ob expressionistisch, ob verschollen, ob farbenfroh oder einfach nur schön – ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Ihre Marie-Simone Scholz aus Oerlinghausen.


Franz Marc „Der Turm der blauen Pferde https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Turm_der_blauen_Pferde https://www.deutschlandfunk.de/joseph-beuys-und-die-religion-auferstehen-muss-der-mensch.886.de.html?dram:article_id=466086

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