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Kirche in WDR 4 | 24.12.2020 | 08:55 Uhr

Frohlocken trotz Lockdown

Das war schon bedrückend an jenem letzten Sonntag vor dem Lockdown. Es war der dritte Advent, der heißt in der katholischen Kirche „Gaudete“ – also „freut Euch“. Aber alle beim Familiengottesdienst in der Kölner Agneskirche ahnten schon: Da kommt jetzt noch was wenig Freudiges vorm Fest auf uns zu. Der Lockdown lag uns an dem Morgen im Nacken. Die Agneskirche ist die zweitgrößte von Köln und sie war – unter Berücksichtigung aller Abstandsregeln – bis auf den letzten möglichen Platz gefüllt.

Ich war der einzige, der noch singen durfte, denn ich saß am Flügel. Nach der Kommunion, also dem gemeinsamen Abendmahl, sang ich als Danklied die Vertonung eines Gedichtes von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer. Das hatte er zu Weihnachten 1944 seiner Familie geschrieben. Er saß in Haft – es sollte sein letztes Weihnachten sein. Und ich sang die letzten Zeilen der letzten Strophe: „Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es: Dein Licht scheint in der Nacht“. Und statt dann den Refrain zu singen, flüsterte ich ins Mikro: „Und jetzt summen wir mal zusammen.“ Ich spielte ganz leise Klavier und der Kirchenraum war erfüllt vom gemeinsamen Summen der altbekannten Melodie des Refrains. Ich hatte eine Gänsehaut. Denn obwohl sie es nicht in Worten singen konnten, spürte ich, dass viele in dem Moment von derselben Zuversicht getragen waren, wie einst Bonhoeffer, als er die berühmten Zeilen dichtete: „Von guten Mächten wunderbar geborgen. Erwarten wir, getrost, was kommen mag.“

Jetzt ist Heiligabend. Das Warten hat ein Ende. Noch nie in meinem Leben wurde so viel über Weihnachten im Vorhinein diskutiert wie in diesem Jahr. Noch nie feierte die Angst derart mit wie dieses Jahr. Mein Vater hat Lungenkrebs. Sie können sich denken, was da in meinem Kopf alles abgeht, wenn ich auf ihn stoße. Aber ich will nicht klagen – Sie treibt womöglich noch viel Existenzielleres um. Ich halte mich dieses Weihnachten an zwei Gedanken fest – und die haben mit Bonhoeffer zu tun.

Wie gesagt: „Von guten Mächten“ war ein Weihnachtsgedicht. Und sein letztes Weihnachten hat Bonhoeffer im Krieg gefeiert. 1945, kurz vor Kriegsende, wurde er noch von den Nazis ermordet. Wir aber feiern in diesem Jahr seit 75 Jahren Weihnachten im Frieden. Und das lass ich mir von keinem Virus nehmen, dafür „Danke“ zu sagen – für diese Friedenszeit. Wenn ich an meine Großväter denke, die Weihnachten in Russland oder in Frankreich an der Front verbringen mussten, dann denke ich: Was für ein Geschenk, dass wir diesen Frieden haben. Das Weihnachtsfest ist ein Friedensfest – bei allen Kriegen, die derzeit anderswo auf der Welt herrschen und bei dem Virus, das da tobt: An Weihnachten will ich der Zusage der Engel von Bethlehem Glauben schenken: Fürchtet Euch nicht! Seid getrost: Rettung wird kommen – nein, besser: Rettung ist da.

Aus diesem Glauben lebte Bonhoeffer – und das ist der zweite Gedanke an diesem Tag: Sein „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ ist ja dasselbe, was die Engel auf den Feldern von Bethlehem frohlockten – nur in anderen Worten. Bonhoeffer nahm an seinem letzten Weihnachten alle Kraft zusammen und sprach seiner Familie die Botschaft der Weihnachts-Engel zu: „Wir sind geborgen – und zwar: getrost – was kommen mag“.

Wenn ich einen Weihnachtswunsch an Sie habe: Dann sagen Sie das in den kommenden Tagen so vielen Menschen wie möglich: „Du bist nicht allein.“ Rufen Sie an, schreiben Sie Briefe, Whatsapps, sagen Sie es digital oder analog. Machen Sie es wie die Engel, machen Sie es wie Bonhoeffer und so viele Menschen, die glauben. Sprechen Sie anderen zu: „Du bist nicht allein.“ „Fürchtet Euch nicht.“ Oder: „Es gibt sie, diese guten Mächte.“
Bei jedem dieser Sätze geschieht Weihnachten – ganz im Kleinen, ganz corona-konform. Und in diesem Sinne: Feiern Sie, frohlocken Sie trotz Lockdown! Seien Sie gesegnet und denken Sie dran: Wir sind nicht allein. Und: Wir sind geborgen – was auch kommen mag.

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