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Kirche in WDR 5 | 30.09.2020 | 06:55 Uhr

Herberge des Samariters

Guten Morgen!

Eine der bekanntesten Geschichten der Christenheit über die Nächstenliebe geht so (Lk 10,30-32):

Sprecher: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und … ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, … goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein … Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. … am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“

Jesus selbst erzählt diese Geschichte. Der Clou: Ausgerechnet der Fremde, der von vielen Juden als nicht rechtgläubig angesehene und verachtete Samariter, übt Nächstenliebe.

Und selbst Kritiker des Christentums geben manchmal zu, dass unsere Welt ärmer wäre ohne diesen Geist der tätigen Nächstenliebe zu jedem, unabhängig von Religion oder Herkunft. Gerade während der Covid-19-Pandemie war das zu merken. Wie viele selbstlose Samariterinnen gab es und gibt es in den Kliniken und Altenheimen in Deutschland oder auch hier in Israel und Palästina, wo ich lebe.

Und doch haftet der Geschichte etwas Moralisierendes an. Am Ende fordert Jesus seinen Zuhörer auf: „Geh und handle du genauso.“ Mit anderen Worten: So musst Du sein, und wenn nicht, bist Du kein guter Christ…

Deshalb freue ich mich, dass ich manchmal Gelegenheit habe, mit Gästen hier im Land zur sogenannten „Herberge des barmherzigen Samariters“ zu fahren. Sie liegt nicht mal eine halbe Autostunde von Jerusalem entfernt an der modernen Straße, die heute „von Jerusalem nach Jericho hinab“ führt. Viele sind beeindruckt von der Wüstenlandschaft, die sich östlich von Jerusalem erstreckt; tatsächlich geht es über tausend Meter hinunter Richtung Jericho und Totes Meer.

Natürlich lese ich dann die Erzählung in den Ruinen der Herberge vor, die in byzantinischer Zeit zum Kloster wurde und später als Khan, als Karawanserei gedient hat.

Aber dann erzähle ich auch davon, wie die frühen Christen diese Geschichte gedeutet haben. Sie sahen nämlich in dem Mann, der nach Jericho hinab ging und unter die Räuber fiel, ein Sinnbild für den Menschen schlechthin, für jeden Menschen, mit dem es abwärts geht. Der Lebensweg hat ihn schwer gebeutelt, er ist mehr tot als lebendig. Diejenigen, die vorübergehen, sind bloß ein Bild für die guten Ratschläge, die Hinweise, was „man“ tun muss, damit man da raus kommt. Aber das hilft nicht. Der, der wirklich hilft, ist Christus selbst. Er beugt sich herunter, lässt sich zu dem Mann herab – so stellen es auch Bilder in frühchristlichen Bibelhandschriften dar. Christus versorgt seine Wunden mit Öl und Wein – was verstanden wurde als Bild für die christlichen Sakramente der Krankensalbung und der Eucharistie. Christus bringt den Menschen schließlich in die Herberge – ein Bild für die Kirche.

Welch wunderbare Vision: Die Kirche als Ort, wo die Menschen mit ihren Verletzungen Heilung finden… Dem Wirt, der für den Mann sorgt, gibt der Samariter zwei Denare. Die frühchristlichen Deuter sehen darin die beiden Teile der Bibel, das Alte und Neue Testament – von denen man leben kann bis der Samariter-Christus wiederkommt. Dann wird er all das in Ordnung bringen, zurückzahlen, was man für ihn und an seiner Stelle investiert hat…

Vielleicht hat Jesus die Geschichte nicht so gemeint. Aber ist es nicht wunderbar, dass sie auch so gelesen werden kann? Und viele Menschen bestätigen: Weil Ihnen selbst geholfen wurde, wollen, können, müssen auch sie „genauso handeln“ – einfach aus Dankbarkeit.

Aus Jerusalem grüßt Sie Georg Röwekamp.

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