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Kirche in WDR 5 | 03.08.2020 | 06:55 Uhr

Hingabe

„Sag doch mal was über Hingabe“. Das war der Tipp eines befreundeten Journalisten, als ich auf Themensuche für heute war. Ich wäre ja, meinte er, als Ordensfrau dafür genau die Richtige. Bestimmt hätte eine ganz interessante Sichtweise auf dieses altertümliche Wort.

Hingabe…. Was fällt mir dazu ein? Also: etwas mit Hingabe machen. Oder:
sich selbst hingeben.

Mir kommt ein Bild vor Augen: Ich liege auf der Erde in unserer Kirche, hier in Waldniel, bei den Dominikanerinnen von Bethanien. Die Arme habe ich kreuzförmig ausgestreckt. Um mich herum an die 220 Personen. Der Chor und die Anwesenden singen das „Veni sancte spiritus“ von Taizé, ich summ leise mit ….komm Heiliger Geist. Es ist der Tag meiner Hingabe für das Leben, meine Ordensprofess. Das Lied dauert lange und ich fühle mich getragen und geborgen und keineswegs komisch bei dieser besonderen Geste der Hingabe an Gott und an meine Mitschwestern. Ein altes Zeichen, das auf der Erde liegen. Aber für mich in dem Moment keines der Unterdrückung oder der Demütigung oder Schwäche. Ich fühle mich glücklich und stark an diesem Tag, dort auf dem Kirchenboden.

Bis zu diesem Moment hatte ich schon eine lange Suche hinter mir. Viele Jahre hatte es gebraucht, bis ich wirklich und voller Vertrauen dieses Versprechen abgeben konnte. Das hat vor allem mit meiner ersten Klostererfahrung zu tun. Mit Anfang zwanzig lebte ich in einem anderen Kloster Und das hat
mein Vertrauen aufs Äußerste missbraucht. Es gab eine machtvolle Obere, die mir das Wort Hingabe reichlich vermiest hatte. Dort hatte es etwas mit Abgabe seines eigenen Willens zu tun, mit Unterwürfigkeit, mit Demütigung. Leider nicht ganz so freiwillig. Und es war ein langer Weg, so ein Wort wieder in den Mund zu nehmen und mich mit meinem ganzen Sein einer Sache, einer Gemeinschaft, meinem Gott vertrauend hinzugeben, Hingabe geht nämlich nicht ohne Vertrauen. Das können sie durchdeklinieren: im Beruf, in der Familie, in der Partnerschaft, ja – sogar in der Sexualität. Ich muss mir sicher sein, dass ich das Richtige tue und das mein Gegenüber mir nichts Böses will, ja, achtsam mit mir umgeht.

Hingabe hat auf jeden Fall immer was Totales an sich. Ich kann mich nicht ein bisschen hingeben. Wenn, dann alles. Das macht es aber auch so spannend. Und irgendwie ist es für mich auch ein Ideal. Nun, ich weiß: das Ideal ist ambivalent: Ich möchte mich manchmal mehr hingeben. Weil dann vieles einfacher wird. Zum Beispiel muss ich dann weniger entscheiden. Das macht ja jemand anderes. Aber natürlich bleibt dabei mein eigener Wille. Wo kann ich dann noch etwas entscheiden? Wann wird Hingabe zum Sich-Ausliefern?

Jesus hat sich auch selbst hingegeben. Das wird immer wieder betont. Sein Leben – bis zum Tod am Kreuz. Das ist der absolute Höhepunkt von Hingabe. Und das hat den Beigeschmack von „sich opfern“. Oje. Das meine ich damit aber nicht. Ich will nicht sterben. …Oder doch? Wenn ich mir nämlich vor Augen halte, dass es einen geliebten Menschen geben würde, den ich retten könnte mit meinem Leben, dann ist der Gedanke gar nicht mehr so abwegig. Für mich zumindest. Die Kinder hier in meiner Kinderdorffamilie: ich glaub die würde ich mit meinem Leben verteidigen.
Sollte sich da irgendjemand bedrohlich verhalten, da würde ich zur Löwin werden. Auch auf die Gefahr hin, selbst den Kürzeren zu ziehen.

Hingabe geht nicht ohne Vertrauen. Und auch nicht ohne Liebe. Als ich vor 20 Jahren auf der Erde in der Kirche lag, da gab es dieses Gefühl, diesen Willen von „ich gebe alles für diesen Gott und ich vertraue meiner Gemeinschaft, dass sie Gutes für mich will“. In diesem einen Moment war Hingabe nicht nur ein Wort oder ein Ideal, sondern eine Tatsache.

Es ist nicht die ganzen Jahre so geblieben. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, was ich versprochen und gelobt habe. Es ist nichts, was ich einmal gemacht habe und dann ist gut. Ich denke das geht allen so, die sich etwas oder jemandem verschrieben, hingegeben habe. Immer wieder neu für sich definieren, was für mich Hingabe heißt. Darum geht es doch. Oder?

Ihre Sr. Jordana aus Schwalmtal-Waldniel

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