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Kirche in WDR 5 | 11.11.2020 | 06:55 Uhr

Leben und Tod im Walzertakt

Guten Morgen!

Sieh bloß zu, dass du da weg bleibst“, gab mir ein gutmeinender Kollege als Ratschlag mit auf den Weg. Ich hatte mir für den Karnevalsauftakt im Rheinland endlich mal frei nehmen wollen, um selbst dabei zu sein. Traditionell stürmen heute am 11.11. um 11.11 Uhr eigentlich die Jecken in den Karnevalshochburgen die Rathäuser. Eigentlich. Aber wie soll das gehen in Corona-Zeiten: Schunkeln auf Abstand, Bützchen bei Maskenpflicht, Versprühen von Desinfektionsmitteln statt Glitterregen? Oder kommt es gar so, was Pessimisten befürchten: die Karnevalshochburgen – ein neues „Ischgl am Rhein“, der Beginn einer weiteren neuen gefürchteten Pandemie-Welle.

Und während hier normalerweise die Menschen der närrischen fünften Jahreszeit entgegenfiebern, steht in anderen Ländern das Leben still, um der Opfer der Kriege zu gedenken, besonders des Ersten Weltkriegs. Der 11.11. ist eben auch „Remembrance Day“, der Tag der Erinnerung, als am „elften Tag des elften Monats um elf Uhr“ im Jahr 1918 die Waffen endlich schwiegen, nach vier schrecklichen Kriegsjahren mit über 20 Millionen Toten.

Was für ein krasser Gegensatz: närrisches Treiben und Totengedenken, ausgelassene Freude und Momente der Trauer. Widersprüchliche Facetten des Lebens, die sich – so meine ich – doch nicht trennen lassen: Während etwa im Ersten Weltkrieg das närrische Treiben verboten war, wurden Liederhefte aus dem Karneval an die Front geschickt. Und Zeitzeugen berichten von Karnevalssitzungen 1946 inmitten der Trümmerlandschaft, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. „Köln war närrisch und erschüttert zugleich.“ Frohsinn zwischen Schutt und Asche.

Man könnte darin eine Lebensaufgabe sehen: Im Angesicht des Todes das Leben feiern! Und zwar nicht, um den Tod zu verdrängen, aus dem Leben zu verbannen und den Gedanken an Endlichkeit und Sterblichkeit auszublenden, sondern ganz im Gegenteil: Das Leben feiern in der Ahnung, – als Christ würde ich sogar sagen – in der Glaubensgewissheit, dass der Tod selbst noch einmal vom Leben umfangen ist – ein Leben, das bei Gott ist. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,5), so schrieb der Apostel Paulus im Gefühl letzter Geborgenheit und Sicherheit an die Gemeinde in Korinth.

Das muss auch jemand wie Johnny Cash so gesehen haben, jener berühmte Country-Sänger. Als er wenige Monate vor seinem Tod – damals schon ein schwerkranker Mann im Rollstuhl, der kurz zuvor seine Frau June verloren hat - mit brüchiger Stimme davon singt, dass der Tod nicht das Letzte ist, was ihn erwartet: Oh Death, where is thy sting? Oh Grave, where is thy victory?” - „Tod, wo ist dein Stachel? Grab, wo ist dein Sieg? Leben, du bist ein leuchtender Pfad. Und die Hoffnung sprießt ewig, über den Horizont hinaus, wenn ich sehe, dass mein Erlöser mich zu sich winkt.“ Und im Rhythmus seines Liedes tanzt er mit Leben und Tod im Walzertakt; mit beidem vertraut.[1] Ein Schunkeln, fast wie im Karneval – auch und gerade in Corona-Zeiten.

Ich bin Peter Klasvogt aus der Kommende Dortmund. Kommen Sie gut durch den heutigen Tag!


[1] Deutschlandfunk Kultur, Theresia Kraienhorst, Tod, wo ist dein Stachel? Kirchensendung vom 29.03.2013.

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