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Kirche in WDR 5 | 10.01.2019 | 06:55 Uhr

Mein Tod

Es ist einige Zeit her. Ich habe einen Sterbenden begleitet, einen alten väterlichen Freund. Und ich muss sagen, so traurig das Ganze war und mich berührt hat – ich habe viel dabei gelernt, über den Sterbenden und über mich. Es war eine wichtige Erfahrung. Und dafür bin ich dankbar.

Drei Tage hat es gedauert bis der Tod eintrat. Mit einem letzten Atemzug hauchte er sein Leben aus. Er hat das Zeitliche gesegnet, sagte man früher. Soweit ich das sagen kann, war das ein guter Tod – fürsorglich und liebevoll begleitet von der ganzen Familie, durch eine palliative Versorgung gut eingestellt.

Als ich das Sterben so hautnah erlebte, war ich aufgewühlt, hilflos, traurig. – Obwohl: Es war ja nicht mein Sterben. Erst später ist mir klar geworden, dass ein Sterbender eine sehr wichtige Botschaft überbringt. Ich habe darüber immer wieder nachgedacht. Diese Botschaft eines Sterbenden an mich ist: „Was ich kann, das wirst du auch können – sterben. Es ist eine schwere Arbeit, das Leben loszulassen.“

Das Leben loslassen – diese Aufforderung passt so wenig zu meinem Leben, das bestimmt ist von Geschäftigkeit, Geschwindigkeit und Intensität. Ich bin getrieben von der Sorge, etwas zu versäumen, keine Lebensmöglichkeit will ich ungenutzt lassen. So wird das Leben tatsächlich zur „letzten Gelegenheit“; da geht es darum, intensiv und in vollen Zügen zu leben und alles mitzunehmen. Aber wenn ich diesem Gesetz folge, werde ich zum „Macher“ meines Schicksals. Mein Leben ist zu einem Projekt geworden. Das Nachdenken über den eigenen Tod hat darin kaum Platz. Ich muss ja alles mitnehmen um nichts zu verpassen.

Im Mittelalter war das anders. Durch Krieg und Pest war der „Knochenmann“ – wie der Tod genannt wurde – stets präsent. Die Sorge vor dem plötzlichen Tod und damit verbunden vor Hölle und Fegefeuer schuf eine echte Seelenangst. Wehe dem, der ohne die Sterbesakramente als Sünder vor den Weltenrichter trat. Da galt es, gut vorbereitet zu sein. So entstand die „Ars moriendi“, die Kunst des Sterbens. Es ging um das Seelenheil und auch um den Trost im Sterben.

Wie anders ist dagegen heute der Umgang mit dem Tod:

Auch wenn das nicht gelingen kann, wird versucht, den Tod zu managen, zu händeln. Mit Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht das Mögliche gut geregelt werden.

Am besten noch zu Lebzeiten auch gleich die Bestattung bestellen. So wird der Kontakt mit dem Tod fast effizient aus dem eigenen Leben ausgeklammert. Und wenn der Tod sich schon nicht abschaffen lässt, dann soll er zu meinen Bedingungen eintreten. Will heißen: Bloß kein langes Siechtum, am besten friedlich einschlafen, ohne Schmerzen. Ein plötzlicher, überraschender Tod, ohne etwas zu spüren, das ist der Sterbe-Wunsch vieler.

Indem ich über all das nachdenke, lerne ich besser zu verstehen, was für mein Leben wichtig ist. Der Tod ist sicher, auch wenn die Stunde meines Todes unsicher ist.

Aber das Wissen um meine Sterblichkeit lehrt mich, „endlich“ zu leben im Hier und Jetzt: mit Dankbarkeit und Freude für das Leben, das mir geschenkt ist.

Als Christ kann ich sogar diese Freude vor Gott tragen und beten, wie es in einem kirchlichen Gebetbuch heißt: „Herr, mitten im Leben treffen wir auf den Tod. Gib uns die Hoffnung, das Vertrauen und die Zuversicht, dass wir auch mitten im Tod auf das Leben treffen.“ (Gotteslob 17.2)

Aus Essen grüßt Sie Markus Potthoff.

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