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Sonntagskirche | 29.03.2020 | 08:55 Uhr

Mittagessen mit Gott

Guten Morgen,

ich komme gerade von der Arbeit nach Hause, fahre mit dem Auto auf den Parkplatz, steige aus und sehe meinen Sohn auf mich zurennen. Kurz vor meinem Bauch kommt er zum Stehen. „Papa! Papa! Ich muss dich was fragen. Wir haben heute im Reli-Unterricht über Gott gesprochen! Wie sieht der eigentlich aus? Du kennst den doch!“

Also, das sind so Situationen, wie ich sie liebe. Ich bin noch gar nicht ganz zu Hause angekommen, da werde ich gleich überfallen. Und dann mit solchen Fragen.

Wir gehen zusammen ins Haus, ich hänge die Jacke auf und lasse mich aufs Sofa fallen.

„Du“, sage ich zu meinem Sohn, „mir fällt da Geschichte ein, die vermutlich von Julie Manhan geschrieben ist. Eine Geschichte über einen Jungen, der genauso alt ist wie du.

Ein kleiner Junge will Gott treffen. Er packt einige Apfelsaftfläschchen und Schokoriegel in seinen Rucksack und macht sich auf den Weg. In einem Park sieht er eine alte Frau, die auf einer Bank sitzt und den Tauben zuschaut.

Der Junge setzt sich zu ihr. Er macht den Rucksack auf. Als er ein Apfelsaftfläschchen herausholen will, sieht er den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er nimmt einen Schokoriegel heraus und gibt ihn der Frau. Dankbar lächelt sie ihn an - ein wundervolles Lächeln! Um dieses Lächeln noch einmal zu sehen, bietet ihr der Junge auch Apfelsaft an. Sie nimmt das Fläschchen und lächelt wieder, noch strahlender als zuvor. So sitzen die beiden den ganzen Nachmittag im Park, essen Schokoriegel und trinken Apfelsaft. Sie sprechen kein Wort.

Als es dunkel wird, will der Junge nach Hause gehen. Nach einigen Schritten hält er inne, geht zurück und umarmt die Frau. Die schenkt ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln.

Zu Hause fragt seine Mutter: „Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Der Junge antwortet: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen - und sie hat ein wundervolles Lächeln!“

Auch die alte Frau ist nach Hause gegangen, wo ihr Sohn sie fragt, warum sie so fröhlich aussieht. Sie antwortet: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen - und er ist viel jünger, als ich dachte.“

Mein Sohn hat sich an mich gekuschelt, während ich diese Geschichte erzählt habe. Wir beide gucken uns an und ich kann es förmlich rattern hören in seinem Kopf. Dann springt er auf.

„Ach, wenn das so einfach ist!“, sagt er, steht auf und geht aus dem Wohnzimmer und ruft mir aus dem Flur zu: „Papa, dann geh ich jetzt mal auf Entdeckertour!“

Ich glaube kleinere Kinder gehen mit großen Fragen viel einfacher um als Erwachsene.

Einen schönen Sonntag wünsch ich Ihnen!


( 1 ) Geschichte „Ein Nachmittag im Park“ nacherzählt nach: An Afternoon in the Park von Julie A. Manhan. Aus: „A 3rd Serving of Chicken Soup for the Soul: More Stories to Open the Heart and Rekindle the Spirit“ von Jack Canfield, Mark Victor Hansen, (Englisch) Taschenbuch – 2. Oktober 2012. Verlag: Backlist, LLC - a unit of Chicken Soup of the Soul Publishing LLC; Auflage: Original (2. ISBN-10: 1623610370, ISBN-13: 978-1623610371,


Nachzulesen Englisch bei: https://books.google.de/books?id=QzEt_pvnstAC&pg=PT53&lpg=PT53&dq=julie+a+manhan+an+afternoon+in+the+park&source=bl&ots=RWVXe4tWkx&sig=ACfU3U1z3rZPs83e4HjqMLxUfLw1O9vruQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjDsZmckMXnAhUE3KQKHXarA0cQ6AEwAnoECAkQAQ#v=onepage&q=julie%20a%20manhan%20an%20afternoon%20in%20the%20park&f=false (letzter Abruf 09.02.2020)


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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