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Sonntagskirche | 05.01.2020 | 08:55 Uhr

Ohne Navi unterwegs

Morgen wird wieder ihr Tag sein - der 6. Januar. Vor mir liegt ein Bild von den Weisen aus dem Morgenland. Durch den Wüstensand ziehen sie in einer Karawane. Über ihnen leuchtet - mit großem Schweif - ein Stern. „Wären die Weisen ihrem Navi gefolgt“ – so lese ich da – „hätten sie das Kind in der Krippe niemals gefunden.“


Zu drei Königen hat die Tradition die Weisen gemacht: Caspar, Melchior und Balthasar. Dabei verrät die biblische Erzählung gar nicht, wie viele sie waren, nennt sie auch einfach nur – griechisch - Magoi – Sterndeuter - weise Menschen also, die die Geheimnisse des Universums erforschen und den Stand der Sterne deuten.


Jeder Mensch hat seinen Stern- hat man sich damals vorgestellt. Wird man geboren, erscheint er am Himmel, und er erlischt, wenn dieser Mensch stirbt. Was aber hat es zu bedeuten, wenn ein Stern auftaucht, wie ihn die Sterndeuter noch nie gesehen haben?

Dieser Stern bewegt die Weisen: Sie vermuten einen neugeborenen König der Juden. Und folgen doch prompt ihrem eigenen Navi. Meinen die Adresse zu kennen. Suchen ihn dort, wo sie das Große vermuten, im Palast zu Jerusalem - beim König Herodes. Doch auch an falschen Adressen kann es einen richtigen Rat geben. Herodes weist sie nach Bethlehem - und spielt doch ein falsches Spiel. Die Weisen sollen ihm überbringen, wo genau der neugeborene König zu finden ist. Ermorden will er das Kind, ehe es seinem Thron gefährlich werden kann.

Rasch lassen die Weisen seinen Palast hinter sich. Der Stern leitet sie. Umdenken müssen sie äußerlich - und innerlich umkehren. Weise ist nicht, wer alles zu wissen meint. Weisheit lehrt vielmehr richtiges Fragen. Wahrhaft Weise nehmen nicht nur die Sterne wahr, sondern auch die Schwärze, die dunkel zwischen den Sternen steht. Und - Weisheit wächst in der Karawane, dort, wo sich Menschen gemeinsam auf den Weg machen.


Ins armselige Bethlehem werden sie vom Stern geleitet. Und finden das Kind in einem Stall. Sind sie enttäuscht? Im Gegenteil. Umwerfende Freude ergreift sie. In diesem Kind entdecken sie, was die Welt braucht: Gottes Liebe, die bei den Menschen ganz unten zur Welt kommt und Licht ins Dunkel bringt - allen Herodessen, allen Herrschern dieser Erde zum Trotz. Sie fallen nieder, beten das Kind an, und bringen ihm kostbare Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe.


In ihren Spuren sind jetzt die Sternsinger wieder unterwegs. Lichtbringer wollen sie sein. Mit Kreide schreiben sie über Wohnungstüren C – M – B, und die Jahreszahl 2020: „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus.“

Und sammeln Geld. 2020 für das friedliche Zusammenleben der Menschen im geschundenen Libanon - mit mehr als einer Million Flüchtlingen.


Gott sei Dank folgen katholische und evangelische Kinder dabei nicht mehr nur dem eigenen Navi, sondern sind längst unterwegs als wunderbare ökumenische Sternsinger-Karawane.

Freuen Sie sich, wenn sie auch bei Ihnen anklingeln. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze


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