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Kirche in WDR 2 | 04.08.2021 | 05:55 Uhr

Risse

Als Karl Lauterbach im Mai geschrieben hat, dass der Sommer gut wird, habe ich erst mal ein paar Tränen verdrückt. So viel Sehnsucht steckte in dem Satz für mich. Und jetzt ist der Sommer da, die Pandemie zieht sich endlich Stück für Stück zurück. Das echte Licht am Ende des Tunnels kommt. Und natürlich schaut da jeder irgendwie zurück, ich auch. Wie war das Jahr, wie waren diese vielen Monate? Ganz viele Dinge haben mich einfach umgehauen: Menschen in meinem Umfeld haben sich getrennt, ohne dass es irgendwer gemerkt hat, und waren plötzlich alleinerziehend. Wieder andere sind unerwartet schwanger geworden, und keiner hat die Schwangerschaft miterlebt. Und eine meiner Freundinnen ist halb zu ihren Eltern gezogen, weil die Ehe in der Pandemie so schwierig gewesen ist. Ein Freund hat bis heute mit verschiedensten Symptomen zu kämpfen, obwohl die Infektion schon Monate zurückliegt. Der Vater einer Bekannten hat Corona nicht überlebt.

Überall hat die Pandemie kleine Risse hinterlassen, im Privatleben und bei vielen Menschen auch in der beruflichen Existenz. Das lässt sich nicht einfach wieder zusammenkleben oder mit Pflastern zudecken.

Mit jedem dieser Risse ist mir klar geworden, wie unglaublich privilegiert ich persönlich in Deutschland lebe. Und dass das überhaupt nicht selbstverständlich ist.

„There’s a crack, a crack in everything. That’s how the light gets in.“ Das hat Leonard Cohen mal gesungen: „Da ist ein Riss, in allem ist ein Riss. So kommt das Licht hinein.“

Und wissen Sie, ich kann es mir jetzt natürlich ganz leicht machen und sagen: „Schauen Sie doch einfach mal nach dem Licht bei all den Rissen, die die Pandemie in Ihr Leben gebracht hat.“

Ich glaube, das ist aber nicht der Punkt bei diesem tollen Text. Das Lied heißt „anthem“, auf Deutsch übersetzt also „Hymne“.

Eine Hymne an unser Leben. Die Pandemie war das Leben. Sie hat alles bestimmt, was vorher völlig selbstverständlich anders war. Und sie hat gezeigt, dass wir am Ende nichts in der Hand haben, nichts kontrollieren können.

Religiöse Menschen wie ich würden sagen, sie hat uns demütig gemacht. Ich habe sehr kleine Momente zu schätzen gelernt, die vorher überhaupt keine Relevanz hatten. Und ich habe gemerkt, wie unglaublich abhängig ich von Menschen und Liebe und Nähe bin.

Die Pandemie hat mir aber auch an vielen Stellen gezeigt, wie stark das Gerüst ist, in dem ich lebe. Und wie beschenkt ich bin.

Ich will Sie also gar nicht ermutigen, nach dem Licht zu schauen, das durch all die Risse in Ihr Leben scheint. Ich will eigentlich nur sagen: Auch eine Pandemie ist ein Teil der Hymne an unser Leben: Es hat Risse und Tiefen, und es birgt Licht und Höhepunkte.

Ich weiß natürlich, dass das Spüren von Gottes Nähe ganz schön schwer ist, wenn das Leben mehr nach Rissen als nach durchscheinendem Licht aussieht. Und trotzdem hab ich aus dem Leben mit der Pandemie etwas gelernt:

Ich habe gelernt, zu akzeptieren, dass ich nicht alles kontrollieren kann. Und dass ich das aushalten kann, weil ich sehr geborgen und behütet bin - auch bei Gott.

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