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Kirche in 1Live | 24.04.2020 | floatend Uhr
Schaut euch in die Augen
Ich
liebe mein Handy, mein mobiles Büro, meinen Laptop und die vielen
Bildschirme auf die ich jeden Tag schaue. Gerade beim Kontaktverbot
der letzten Wochen waren sie meine Brücke nach draußen. Das klappt
gut.
Was ich aber vermisse, sind Situationen wie diese:
Ich sitze im Bus, checke meine Mails im Smartphone, klappe dann den
Laptop auf. Noch ein paar Haltestellen. Da kann ich noch einen kurzen
Text schreiben.
Ich
schaue mich um. Abgesehen von dem Rentner gegenüber schauen alle auf
ihre Displays. Selbst dem Grundschüler drei Reihen vor mir hat man
das Handy in die Hand gedrückt. Herrlich, sofort Ruhe. Nachteil: der
Schüler ist praktisch "ausgeschaltet".
Mein
Blick begegnet noch einmal dem des Rentners. Wir lächeln einander
zu. Schade eigentlich, dass wir uns sonst kaum noch in die Augen
sehen, denke ich. Aus einem kurzen Blick kann doch ein Smalltalk
werden. Mit einem Blick biete ich jemandem den Platz im Bus an oder
lasse jemandem den Vortritt. Dieser Blick zeigt: Ich nehme dich wahr.
Sehe, was du brauchst. Das geht auch beim Kontaktverbot. Mit Abstand
treffen wir uns auf der Straße oder an der Apotheke. Mit Mundschutz.
Sprechen ist da schwierig. Aber uns angucken geht. Die Augen sprechen
lassen: Bleiben Sie gesund.
Schaut euch auch mehr in die Augen, da ist mehr drin, als im ganzen Displayuniversum.
Sprecherin: Alexa Christ
Redaktion: Petra Schulze
