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Kirche in WDR 3 | 28.08.2020 | 07:50 Uhr

Smarte Stadt

Autorin: Guten Morgen. Eine große wunderbar wilde Gartenlandschaft. So stelle ich mir das Paradies vor. In der Bibel höre ich von zwei Strömen, deren Namen ich auf der Landkarte wiederfinden kann: Euphrat und Tigris. Sie fließen durch den heutigen Irak. Zwei weitere Flüsse umgeben das Paradies. Deren Namen kann ich auf keiner Landkarte finden. Ob die Flüsse heute andere Namen tragen? Ob sie ausgetrocknet sind seit jenen paradiesischen Zeiten damals? Wie dem auch sei. Für mich bedeutet dies: Ich kann Spuren vom Paradies erkennen, schon heute. Aber das Ganze des Paradieses, das Vollkommene, das kann ich jetzt noch nicht finden, da muss ich noch warten. Solange bis in Gott alles vollkommen und klar erkennbar ist.

Auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund saß ich 2019 auf einem unbequemen Papphocker in einer mit Kirchentagsbannern dekorierten, aber doch kahl wirkenden Messehalle. Trotzdem fühlte ich mich plötzlich fast wie im Paradies. Denn ich hörte Sätze, die klangen paradiesisch und real zugleich:


Sprecher: Seit wir essbare Parks machen, gehe ich gärtnern, was ich vorher nicht gedacht hätte.


Autorin: Hartmut Rosa war es, dessen Worte ich noch im Kopf habe. Er ist Professor für Soziologie an der Universität Jena und 2019 war er zu Gast beim Kirchentag in Dortmund. Von essbaren Parks hat er erzählt – ein kleines Stück Paradies auf Erden. Menschengeschaffen und ein Erfolg. Und auch diesen Satz von ihm habe ich noch im Ohr:


Sprecher: Es macht einen Unterschied, ob man sagt: „Die stellen uns da was hin“ oder ob man sagt: „Ich war gegen diesen Bahnhof, aber wir haben uns entschieden, ihn zu bauen“.


Autorin: Hartmut Rosa ist der festen Überzeugung, dass eine zukünftige digitale Stadt, allen gehören muss und nicht nur gesichtslosen Investoren. Und wenn etwas entschieden ist, dann tragen wir das gemeinsam – ohne berechtigte Kritik zurückzuhalten natürlich. Wir arbeiten alle daran, dass das Leben leichter wird und die Umwelt gesund bleibt. Dazu gehört eben auch, dass die Städte zukünftig digitaler, smarter sein werden. Allerdings meint Hartmut Rosa:


Sprecher: Vielleicht sind smarte Städte weniger wichtig als smarte Stadtbewohner.


Autorin: Smarte Stadtbewohnerinnen und –bewohner, die an paradiesischen Zuständen mitarbeiten. Die Technik so einsetzen, dass sie unseren Zielen dient. Ja, davon träume auch ich. Und ich denke, dass das auch Gott gefallen würde. Ich stelle mir vor, wie das Ergebnis bei mir aussehen würde: Ich würde die Ruhe und die Muße haben, mich mit einem Gedanken zu beschäftigen bis er zu Ende gedacht ist. Ich würde mit Zeit draußen sitzen und einfach nur dem Wind und den Wolken zusehen bis ich genug davon hätte. Ein gutes Buch lesen, einfach nur lesen – bis es irgendwann zu Ende ist. Das Paradies. Unerreichbar und auch jetzt schon ein wenig angekommen bei mir.

Professor Thierry Paquot beschäftigt sich beruflich mit dem Thema ‚Stadtentwicklung‘. Er hat ein Buch geschrieben. Es heißt ‚Die Kunst des Mittagsschlafs‘


Sprecher: Die Siesta ist mehr als ein heiteres Dämmern – sie ist ein Moment der Ruhe, der Wollust und ein Akt des Widerstands, (…) Wer mittags schläft, entzieht sich der Fremdbestimmung, widersetzt sich den Rhythmen der Arbeitswelt und der Produktivitätsmoral. Siesta ist Individualität, Siesta ist Luxus. (…) Mittagsschläfer aller Länder behauptet eure Einzigartigkeit und widersteht der globalen, der totalitären Zeit! Das ist nur der Anfang, die Siesta geht weiter! (1)


Autorin: Diesem Aufruf folge ich schon lange und sehr gerne. Und wenn ich Zeit habe für einen Mittagsschlaf, dann ist das schon jetzt für mich ein Stück vom Paradies, inmitten der Stadt und der Zeit. Ziemlich smart.


Schlafen Sie gut, wann und wo auch immer. Das wünscht Ihnen

Gerlinde Anders, Pfarrerin in Leverkusen.



1 Paquot, Thierry, Die Kunst des Mittagsschlafs, Göttingen, Steidl 2012, Klappentext, https://www.perlentaucher.de/buch/thierry-paquot/die-kunst-des-mittagsschlafs.html, Zugriff am 6.8.2020.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze




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