Treffen mit mir selbst

Meine Schwester wird heiraten. Mein Vater klettert auf den Dachboden und kramt alte Video-Casetten raus. Uralte Aufnahmen aus unserem Familienleben. Er bittet mich, die digitalisieren zu lassen. Ich kenne eine Firma, die das schnell machen kann. Sie ist allerdings weiter weg.

Erst nehme ich den Zug, dann soll es mit dem Bus weitergehen. Der kommt aber erst in einer halben Stunde. Weil ich nicht so viel Zeit habe, geht‘s mit dem Taxi weiter raus aufs Land. Ich helfe anderen sehr gern, aber langsam wird es selbst mir etwas zu zeitaufwendig mit den Hochzeitsvorbereitungen.

Endlich stehe ich im Büro des Filmretters. Überall Kisten mit alten Filmen. Er sagt: „Ich sehe viel von der Welt.“ Jetzt wird er meine Familienwelt sehen. In einer Stunde soll ich wieder kommen, dann sei die DVD fertig. Ich marschiere durchs Dorf und bin genervt.

Als ich endlich die DVD habe, schiebe ich sie direkt in meinen Laptop. Ich sehe einen kleinen Jungen. So 5 Jahre vielleicht. Er tobt fröhlich mit einem Teddy durchs Bild und macht witzige Grimassen in die Kamera. Er winkt und strahlt.

Das bin ICH! So lustig war ich damals! So fröhlich!

Auf dem Rückweg bin ich viel besser gelaunt. Der kleine Junge, den ich da gerade gesehen habe, der hat mich dran erinnert, dass ich ja auch mal wieder etwas lockerer und fröhlicher durchs Leben gehen könnte. Dazu hab ich nämlich gerade allen Grund!

Ich fühl mich beschenkt von diesen Bildern und schicke ein „Danke, Gott!“ zum Himmel.

Sprecher: Daniel Schneider