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Kirche in WDR 5 | 26.11.2020 | 06:55 Uhr

Wallfahrt

An einem Samstag im September bin ich zusammen mit sechs anderen Leuten zu Fuß von Xanten nach Kevelaer gepilgert; eine überschaubare Strecke von etwa 20 Kilometern. Es muß ja nicht immer gleich Santiago de Compostela sein, oder Fatima, oder Lourdes. Kevelaer ist immerhin einer der größten Wallfahrtsorte hierzulande. Zum Gnadenbild der Muttergottes pilgern Menschen schon seit dem Dreißigjährigen Krieg. Dargestellt wird Maria auf dem Bild als Trösterin der Betrübten. Und ich denke mal: Jeder, der nach Kevelaer hin pilgert, hat ein Anliegen, bei dem er Trost sucht.

Unsere Pilger-Gruppe war bunt zusammen gewürfelt: Ein Meister der Elektrotechnik, ein Student der Kirchenmusik, ein Ehepaar aus dem Ruhrgebiet mit rumänischen Wurzeln, ein angehender Theologe, ein Priester und eben meine Person. Zum Teil haben wir uns an jenem Samstag zum ersten Mal gesehen und kennengelernt. Und dann gleich das volle Wallfahrtsprogramm. Heilige Messe zu Beginn, kurze Station im Xantener Dom, drei Rosenkränze auf dem Weg und Elemente aus dem Stundengebet an verschiedenen Stationen. Freilich war auch für das leibliche Wohl gesorgt, inklusive dem obligatorischen Schnaps, der auch während einer Wallfahrt nicht fehlen darf.

Auf den 20 Kilometern Pilgerweg gab es genügend Zeit ins Gespräch zu kommen, auch über ganz weltliche Themen oder über lustiges aus der Kirchenwelt. Mit dem Kirchenmusikstudent konnte ich herrlich über verrückte Organisten mit wahnsinnigem Improvisationstalent plaudern, mit dem Ehepaar über Migration und den gefährdeten Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Aber auch die Situation unserer Kirche war immer wieder ein Thema. Die Frau erzählte mir von einer Kirche aus ihrer Nachbarschaft, die an jenem Wochenende profaniert und außer Betrieb genommen werden sollte. Das seien schmerzhafte Erfahrungen für alle, die in dem Stadtteil wohnen.

Und während wir so unterwegs waren und uns immer mehr dem Ziel näherten, vermehrte sich die Anzahl der Passanten, die uns freundlich grüßten. Daß wir auf Wallfahrt waren, verriet ein mitgetragenes kleines Holzkreuz, das am Sterbebett des Opas in Rumänien gehangen hatte. Ein älterer Herr auf dem Fahrrad rief uns hinterher, wir sollten die Gottesmutter in Kevelaer von ihm grüßen und seinen Dank für das Beste aussprechen, was ihm in seinem Leben passiert sei, seine inzwischen verstorbene Ehefrau nämlich.

Mich haben diese Begegnungen an jenem Samstag im September sehr berührt. Als wir dann unsere letzte Station machten, bevor es die letzten Kilometer zum Ziel ging, meinte der Priester, den dieser Tag ähnlich bewegte: Er sehe die Kirche in ihrer gegenwärtigen Form in Deutschland zu Ende gehen. Wir müßten von vielem Abschied nehmen. Aber es würden gleichzeitig so viele Möglichkeiten geboten, mit etwas neuem zu beginnen. Vielleicht könne ja auch das, was wir an diesem Tag zusammen gemacht haben, so eine Art Neubeginn sein.

Sicher, es gibt viele unterschiedliche Formen von Kirche sein. Und es muß auch nicht zwangsläufig eine Wallfahrt nach Kevelaer sein. Aber Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Vorstellungen und unterschiedlichen Temperamenten, die sich auf den Weg machen zu einem Ziel, das ist doch eine schöne Umsetzung des Bildes vom „pilgernden Gottesvolk“.

Bei all den neuen Formen darf aber eine Konstante nicht aufgegeben werden. Kirche muß immer offen bleiben für die grundlegenden Fragen der Menschheit: Wozu bin ich auf Erden? Wofür lebe ich? Und wie finde ich zum Heil?

Diese Offenheit wünsche ich mir von meiner Kirche auch in Zukunft. Kommen Sie gut in diesen Tag; Ihr Jan Hendrik Stens aus Köln.

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