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Das Geistliche Wort | 27.10.2019 | 08:40 Uhr

Weil es sich lohnt


Guten Morgen!

Gestern war einer dieser unzähligen Gedenktage, die es inzwischen gibt. Der internationale Bewirke-etwas-Tag.

Dieser Tag wurde vom USA WEEKEND-Magazin 1992 ins Leben gerufen. Er soll dazu genutzt werden, die Welt ein Stück besser zu machen.

Das hört sich gut an! Aber eigentlich sollte ich jeden Tag versuchen, die Welt ein Stück besser zu machen, und nicht bloß an einem Tag im Jahr. Und das fängt doch mit den kleinen Dingen an: Da reichen schon ein Lächeln oder ein gutes Wort.

Der Bewirke-etwas-Tag hat mich aber angeregt, über die vielen Menschen nachzudenken, die sich ehrenamtlich engagieren in unserer Gesellschaft. Menschen, die ganz regelmäßig und oft selbstverständlich und unaufdringlich anderen zur Seite stehen.

Sie tun das an ganz unterschiedlichen Stellen, in verschiedenem Umfang und aus unterschiredlichen Motivationen heraus.

Formen und Gründe von ehrenamtlichen Engagement sind so vielfältig wie die Menschen selbst: Für andere unentgeltlich kleinere Reparaturen übernehmen, Kindern eine unvergessliche Freizeit im Ferienlager gestalten, Menschen in Krankheit und Sterben nicht alleine lassen, Geflüchtete bei Behördengängen unterstützen, Informationspolitik in Sachen Klima betreiben…

Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind rund 44 Prozent der Deutschen ehrenamtlich tätig – also fast jeder zweite.

Die befragten Ehrenamtlichen nennen laut der Studie die unterschiedlichsten Gründe für ihr Engagement. Spaß, das Zusammenkommen mit anderen Menschen, das Mitgestalten der Gesellschaft.

Manchmal steckt hinter dem Ehrenamt der Wunsch, Qualifikationen zu erwerben. Das gilt insbesondere für Schülerinnen und Schüler.

Ich habe die Schülerin vor Augen, die mit dem Gedanken spielt, Lehrerin zu werden. Sie engagiert sich in der Flüchtlingshilfe und verbringt viele Nachmittage in der Kinderbetreuung. Eine sinnvollere Möglichkeit, sich pädagogisch auszuprobieren und zu schulen gibt es für sie nach ihrer Aussage nicht.

Gerade ältere Menschen freuen sich, ihre eigenen Berufsqualifikationen einbringen zu können, wie zum Beispiel der Mann, der jahrelang als rechtlicher Betreuer tätig war. Er arbeitet im Sozialbüro der örtlichen Pfarrgemeinde mit und kann hier durch sein Fachwissen und seine gute Vernetzung im Ort oft ganz konkrete Hilfe anbieten für Menschen in Not.

Ehrenamtliches Engagement hat oft auch idealistische Gründe. So viel ehrenamtlich Engagierte von ihrem Einsatz persönlich profitieren, so geben sie doch anderen Menschen etwas durch ihren Einsatz.

So ist das bei mir, wenn ich zweimal im Jahr bei dem Projekt „Urlaub ohne Koffer“ mithelfe und für Senioren, die nichtmehr in den Urlaub fahren können, ein paar abwechslungsreiche Tage vor Ort gestalte. Ich freue mich, dass ich meine Kompetenzen einbringen kann. Aber ich spüre auch, dass die Menschen, die da kommen, ein paar Tage ihre Ängste und Einsamkeit vergessen können, und dass ich dazu beitrage.

All das fasst die repräsentativen Umfrage zusammen: Ehrenamt hat viel mit der Bereitschaft zu tun, nicht nur für sich zu arbeiten, nicht nur das Eigene im Blick zu haben, sondern sich in den Dienst einer anderen Sache zu stellen.

Bemerkenswert an der Umfrage finde ich schließlich, dass Folgendes herausgestellt wurde: Christinnen und Christen, bei denen der Glaube eine Rolle spielt, sind mit einer bedeutend höheren Wahrscheinlichkeit ehrenamtlich tätig als andere. Je höher also die persönliche Glaubensüberzeugung, desto wahrscheinlicher auch das gemeinnützige Engagement.

Aber wie dem auch sei: egal ob Christ oder nicht Christ. Ich finde, es gilt das Wort Jesu: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16) Ob bei Greenpeace sich für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt wird, oder eine Nachbarschaftshilfe alleinerziehenden Müttern einen freien Nachmittag ermöglicht: Ich sehe bei den Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, viel verwirklicht, was Christen das Reich Gottes nennen.

Als Christin lebe ich zudem in der Überzeugung, dass dieses Reich Gottes auf unserer Welt schon mit Jesus Christus angebrochen ist.

Aber, und das erlebe ich auch jeden Tag: Abgeschlossen und vollendet ist das Reich Gottes noch lange nicht!

Die Chance, aber auch die Herausforderung ist: Alle Menschen dürfen daran weiter bauen – ob Christ, oder nicht!

Aber das ist eine große Aufgabe.

Bauen am Reich Gottes – nicht nur als Christin und Christ. Seit ein paar Wochen begleitet mich ein Slogan, den das Bistum Münster propagiert.

Ich arbeite für das Bistum und fühle mich mit dem Slogan gut aufgehoben: „Gott sei Dank für Dein Talent!“

Oft habe ich diesen Slogan in meiner alltäglichen Arbeit als Pastoralreferentin in meiner Gemeinde in Borken im Kopf. Ich begegne hier jeden Tag Menschen: So vielzählig sie sind, so unterschiedlich sind sie auch. Und in ihrer Unterschiedlichkeit bringen sie sich in Gesellschaft und Kirche vor Ort ein. In der Flüchtlingshilfe oder der Borkener Tafel, zum Beispiel für den Einsatz von Bedürftigen. Aber auch in der Vorbereitung junger Menschen auf die Firmung, beim erlebbaren Zeugnis des eigenen Glaubens.

Allerdings, ich gebe mich da keinen Illusionen hin: Sich bei der Kirche einzubringen, das fällt vielen Menschen schwerer denn je. Kritische Anfragen kommen da zu Hauf; und auch oft zu Recht. Wieso herrscht in der Kirche eigentlich keine Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht? Und wie passt es zusammen, jedem Menschen die gleiche Würde zuzusprechen, aber gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht anzuerkennen, geschweige denn ihnen Gottes Segen zu verweigern?

Aber: Ich erlebe eben auch Menschen, die sich trotz allem in der Kirche einbringen, immer und immer wieder. Mit offenen Ohren und weiten Herzen, Geduld, Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, Weitblick, Humor, Ernsthaftigkeit, Verlässlichkeit…

Vielleicht ist es ja die Erfahrung, dass so verschiedene Menschen hier zusammenarbeiten und sich ergänzen!

Gott sei Dank für dein Talent! Das muss ich dann ab und zu einfach mal sagen.

Mit ihrem Talent bringen sich Menschen ein, um an etwas Größerem zu arbeiten.

Für mich zeigt sich hier: Reich Gottes ist auf der Erde erfahrbar, wenn Menschen so mit ihrem Talenten zusammenwirken.

Und ich erlebe es immer wieder: sie tun es gern. Eine Frau aus meiner Gemeinde hat mir mal gesagt: „Ich sehe, dass ich was bewegen kann für die Menschen auf die ich treffe. Gott hat mir die Fähigkeiten gegeben, das zu tun. Die lohnen doch nicht, wenn ich sie nicht einsetze.“

„Die Fähigkeiten lohnen doch nicht, wenn ich sie nicht einsetze.“ - Wie wahr…

Von dieser Erkenntnis berichtet auch schon Jesus in einem Gleichnis.

Ein Mann, der auf Reisen ging, rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Zwei der Diener wirtschaften klug und verdoppeln die eigesetzten Geldbeträge. Der Dritte aber versteckte das Geld. Als der Herr wiederkommt, gibt er es ihm einfach zurück, ohne irgendeinen Gewinn.

Jesus wollte mit dem Gleichnis sicherlich keine klugen Anweisungen für Bankkaufleute geben. Seine Gleichnisse erzählen vielmehr von einer anderen Dimension. Es geht Jesus eben um das Reich Gottes, das nur wachsen kann, wenn Menschen sich dafür engagieren. Und dazu hat wirklich jeder Mensch Talente, Fähigkeiten – so jedenfalls die Überzeugung des Christentums. Und ich darf diese Talente entdecken und immer wieder zum Einsatz bringen – nicht nur für mich, sondern auch für andere und damit für das Reich Gottes.

Ich glaube nämlich: diese Talente wachsen in dem Maße, wie Menschen sie einsetzen und verschenken.

Dennoch habe ich mich gefragt bei dem Gleichnis Jesu: Was hat wohl den Diener bewegt, dass er sein Geld eingegraben hat?

War es die Angst vor dem strengen Herrn, die ihn tatenlos sein ließ? Ich vermute einmal, ja: Er hatte kein Vertrauen zu seinem Herrn. Und somit hat er kein Vertrauen und keinen Antrieb, sein Talent einzusetzen.

Wie anders kann und darf es doch dagegen sein: Ich darf auf einen Gott vertrauen, der will, dass ich meine Talente einsetze. Ich darf mir ein Beispiel an seinem Sohn Jesus nehmen, der seine Talente eingesetzt hat: Sein Talent, von Gott zu sprechen, zu begeistern, zu trösten, zu heilen. Und auch, Grenzen einzureißen und Freiheit zu schenken.

All das zeigt mir, dass sich Engagement lohnt – bis heute. Es zeigt mir auch, wie groß Gottes Liebe zu mir ist, dass er mich trägt. Und wenn das stimmt, dann kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen, wenn ich mich mit meinen Talenten engagiere.

Also ich bin davon überzeugt: Jeder und jede kann das Reich Gottes auf dieser Welt mitgestalten, mit seinen Interessen, seinen Stärken und Talenten. Vertraue auf dein Talent und mach was damit! Es lohnt sich!

Gestern war der internationale Bewirke-etwas Tag. Und wenn ich mir nicht nur gestern das vielfältige Engagement anschaue, sondern an allen Tagen des Jahres, kann ich nur meinen Respekt und Dank aussprechen. Was Menschen ehrenamtlich tun, lohnt sich! Danke dafür!

Und es lohnt sich, immer mal wieder zu fragen: Wo kann ich etwas bewirken? Wo kann ich meine Talente einsetzen? Was für ein Ehrenamt wäre für mich richtig und könnte ich übernehmen?

Manchmal ist es schon ein guter Anfang, den einen oder anderen Tag zu einem Bewirke-etwas-Tag zu machen.

Dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg und einen gesegneten Sonntag.

Ihre Sonja Stratmann



[1] Vgl. http://www.kleiner-kalender.de/event/bewirke-etwas-tag/91562.html [2] SIMONSON, Julia; VOGEL, Claudia; TESCH-RÖMER, Clemens (Hrsg.): Freiwilliges Engagement in Deutschland, Wiesbaden 2016. Veröffentlicht unter: https://www.bmfsfj.de/blob/113702/53d7fdc57ed97e4124fffec0ef5562a1/vierter-freiwilligensurvey-monitor-data.pdf. [3] Vgl. Mt 25, 14-30

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