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Kirche in WDR 2 | 25.05.2019 | 06:20 Uhr
Wohnen
Ich
bin Judith Uhrmeister, guten Morgen!
Ich habe, Gott sei Dank, solange ich lebe, immer ein Dach über dem Kopf gehabt.
Mir ist sehr bewusst, dass
das nicht allen Menschen so geht, weltweit, aber zunehmend auch bei uns.
Sie alle kennen die Lage: Wer
viel Geld hat, der hat kein Problem, eine Wohnung zu finden, aber alle anderen
eben schon.
Meine Wohnung, die gehört zu mir.
Es ist meine Wohnung. Da kann
ich die Türe zu machen. Da kann ich meine Sachen ausbreiten. Da kann ich, nackt
vor dem Spiegel tanzen und machen, was ich will.Wenn ich die Vorhänge zuziehe,
dann kann auch keiner reinschauen.
In der Theorie weiß ich
natürlich, dass meine Wohnung nur eine Mietwohnung ist, nichts für immer, aber
praktisch bin ich mit meiner Wohnung verwachsen. Ich verbringe so viel Zeit da.
Ich schlafe da und habe meine Familie da.
Meine Wohnung gehört zu mir.
Aber dann plötzlich muss ich
darüber nachdenken. Das Leben zwingt mich: Ich muss aus meiner Mietwohnung
raus. Eigenbedarf.
Gerade noch war ich im
Baumarkt. Habe mir Regale gekauft, und Schrauben ausgesucht, und habe die
Wohnung eingerichtet. Das soll jetzt alles vorbei sein.
Aber es bleibt mir nichts
anderes übrig. Ich muss akzeptieren wie es ist und irgendwie mit der Situation
umgehen.
Und: Das fällt mir nicht
leicht.
Ich fühle mich ausgeliefert.
So, als hätte jemand, in mein Tagebuch reingeguckt und alles gelesen, was
eigentlich keiner lesen soll. Ich fühle mich angegriffen. Ich habe Angst, mein
Zuhause zu verlieren. All das, was mir Sicherheit und Halt gibt.
Ich denke an die Geschichte von dem Mann, der sein Haus auf Sand gebaut hat.
Es kommt ein großes Gewitter
und der Regen zieht ihm das Fundament weg. Sein Haus stürzt zusammen.
Hätte er es mal, auf Stein
gebaut wie sein Nachbar. Dem ist nämlich das Haus stehen geblieben nach dem
großen Unwetter.
Aber jetzt muss ich umziehen
und frage mich, was ist eigentlich der Fels, auf den ich mich gründe?
Was gibt mir Halt und Sicherheit in dieser Situation?
Und dann hebe ich die Augen,
und schaue mich um, und sehe: Meine Familie, und meine Freunde und all das, was
mir Halt gibt und da ist, auch wenn ich umziehen muss.