Wundermagnet

„Ich bin gesegnet.“ Ich höre auf Medikamente zu sortieren und dreh mich zu Mina um „Ich bin gesegnet“ wiederholt sie nochmal lauter. Unsicher lächle ich die Frau im Rollstuhl an und erwisch mich bei dem Gedanken, dass sie so ziemlich die letzte Person ist, die ich als gesegnet bezeichnen würde.

Mina ist 58 Jahre alt. Durch einen Unfall hat sie ihren Job als Ärztin, Teile ihres Gedächtnisses und die Möglichkeit sich zu bewegen verloren. Das empfindet sie als gesegnet? Noch während ich grüble, zählt Mina auf: „Ich habe einen Mann, zwei tolle Söhne und viele nette Frauen, die sich um mich kümmern - da meint es jemand doch wirklich gut mit mir.“

Oh Mann, so habe ich die Situation noch gar nicht gesehen. Ich schäme mich, weil mir auffällt, dass ich oft nur auf den Mangel achte. Ich male mir aus, wie Situationen besser laufen könnten, oder was mir noch fehlt zum glücklich sein. Nehme ich mir dadurch die Möglichkeit den Reichtum meines Lebens zu sehen? Wahrzunehmen, wie viele gute Dinge es in meinem Leben gibt und das es vielleicht doch jemanden geben könnte, der es gut mit mir meint?

Ein dankbares Herz ist ein Magnet für Wunder, habe ich letztens irgendwo gelesen. Trotz Leid und Verlust an einen Gott glauben zu können, der es gut mit mir meint, ist ein Wunder.

Und vielleicht beginnt das tatsächlich mit einem dankbaren Herzen. Bei Mina scheint das auf jeden Fall zu funktionieren.

Sprecherin: Alexa Christ

Redaktion: Daniel Schneider