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Kirche in 1Live | 22.01.2025 | floatend Uhr
Was ich anhatte
Eine Freundin hat mir vor ein paar Wochen ein Video gezeigt. Sie war davon total schockiert und brauchte jemanden zum drüber sprechen. Gemeinsam sehen wir das Video noch einmal an. Es geht um sexualisierte Gewalt.
Verschiedene Kleidungsstücke, Hosen, T-Shirts, ein Kinderkleid ..., werden in einer Ausstellung gezeigt. An jedem der Kleidungsstücke hängt ein Zettel. Auf den Zetteln stehen Geschichten. 12 Menschen haben davon erzählt, dass sie sexualisierte Gewalt erlebt haben und welche Kleidung sie getragen haben, als sie überfallen worden sind. Diese Menschen, die in der Videoausstellung von ihren Erfahrungen erzählen, sind zwischen 6 und 80 Jahre alt. Sie sind ganz unterschiedlich. Und auch der Tatort variiert vom eigenen Zuhause bis zum Altenheim.
Bei der Ausstellung wird die Frage gestellt, wer die Schuld an der sexualisierten Gewalt hat. Und diese Frage wird im Video klar beantwortet: Es sind nicht die Mädchen oder die Frauen, die sich vermeintlich falsch angezogen haben. Den Tätern geht es oft um Unterdrückung, Macht und Gewalt. Sie machen Angst und zerstören Leben. Wenn jemand Schuld hat, dann die Täter, denke ich. Und trotzdem – erzählt mir meine Freundin – werden Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, oft als allererstes gefragt: Was hattest du denn an, war der kurze Rock, das tiefausgeschnittene Kleid vielleicht eine Einladung?
Das ist furchtbar, finde ich. Meine Freundin und ich sind uns einig: Schuldzuweisungen an Betroffene geht gar nicht.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
