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Kirche in WDR 3 | 21.01.2025 | 07:50 Uhr
Alles gut? Muss ja
Guten Morgen,
alles gut? Muss ja!
Ich glaube, wir leben fast schon im Himmel! Ja, es geht uns allen doch so gut! Das hört man jedenfalls an allen Ecken! „Alles gut?“ „Jo, alles gut!“ Gibt’s auch abgewandelt mit einem leicht problematischen Hauch: „Muss ja!“ Dann ist man eigentlich auch schon fertig.
Ich fühl mich mit diesem kurzen Begrüßungstalk nicht gut.
Also, in meinem Leben ist nie „alles gut“. Zum Beispiel hat mein Kind Liebeskummer, bei meiner Mutter zeigen sich erste Symptome von Parkinson und mein Computer ist kaputt. Mal ganz abgesehen davon, dass auf unserer Erde Kriege wüten, der Klimawandel schon jetzt Menschen- und Tierleben kostet, der Drogenkonsum zunimmt, unsere Gesellschaft auseinanderdriftet, rechtsextreme Parteien überall stärker werden und Trump Präsident ist.
„Alles gut?“ Vielleicht brauchen wir sie ja gerade jetzt, diese Floskel. Man könnte sie ja auch als Beschwichtigungsfloskel bezeichnen. Wir bestärken uns gegenseitig, dass es auf diesem Planeten dann doch noch Orte gibt, an denen alles gut ist.
Und tatsächlich – es gibt so einen Ort. Oder es gab da mal einen Ort und eine Zeit, an der wirklich alles gut gewesen ist. Ganz am Anfang, als Gott alles geschaffen hat. Dann lehnt er sich zurück, sieht sich alles an, was er gemacht hat und sagt: Alles gut, sogar sehr gut! (1) Was für eine großartige Aussage über „Alles“! Der gute Gott hat alles geschaffen. Und deshalb ist alles sehr gut. Das ist die Grundaussage dieser biblischen Geschichte. Wir Menschen sind nicht besonders gut umgegangen mit dem, was Gott da geschaffen hat. Haben auch vieles als schlecht oder böse angesehen, was von Gott her gut war.
Doch von dieser guten, ja wunderbaren Schöpfung ganz am Anfang zieht sich ein gewaltiger Spannungsbogen durch die ganze Bibel. Und so heißt es dort ziemlich am Ende: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen!“ (2) Also alles, was heute nicht gut ist, ist verschwunden. Etwas ganz Neues hat angefangen, eine neue, gute Schöpfung.
Und weiter heißt es dort: „Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.“ Ein wunderschönes Bild: Gott nimmt jeden Menschen in den Arm, tröstet ihn und wischt ihm die Tränen ab. Ja, dann wird wieder alles gut sein, wirklich alles gut!
Und das ist meine Hoffnung. Am Ende wird nicht Gewalt und Zerstörung, oder Chaos und Leid sein. Am Ende wird Gottes neue Schöpfung sein… und bleiben. Und ich bin dabei! Und bis dahin? Ich werde versuchen, ein wenig von dieser Hoffnung schon in diese Welt zu holen. Dann wird bestimmt nicht alles gut, aber manches besser. Hoffen Sie mit? Oder wie sieht Ihre Hoffnung aus?
Ihr Pastor Heddo Knieper aus Soest.
Quellen:
Violetta Simon, „Gar nichts ist gut!“, Süddeutsche Zeitung, 2. Dezember 2021, https://www.sueddeutsche.de/panorama/alles-gut-floskel-wiglaf-droste-1.5478171, letzter Aufruf am 12.12.24.
(1) 1. Mose 1, 31
(2) Offenbarung 21,1 BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
(3) Offenbarung 21,4 BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
