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Kirche in WDR 3 | 29.01.2025 | 07:50 Uhr

Grundsatzfrage

„Erklären Sie mir das mit der Kirche?“ Puh…auf diese Frage war ich nicht vorbereitet, als der junge Mann mich vor einigen Wochen um ein Gespräch gebeten hatte. Wir trafen uns recht zügig und er ist dann auch gleich mit der „Tür ins Haus“ gefallen. „Erklären Sie mir das mit der Kirche?“ Meine Antwort: „Was denn genau?“
- wahrscheinlich mit großem Fragezeichen im Gesicht. Denn ich gebe es zu: ich konnte seine Frage nicht einordnen. „Alles!“, war seine Antwort. „Alles?“ fragte ich zurück. „Alles!“, antwortete er und schmunzelte. Was hier jetzt vielleicht etwas humorvoll klingt, das war ihm allerding (so merkte man) auf sehr sympathische Art sehr ernst. „Alles!“, fuhr er fort. „Was sie ist. Wer sie erfand. Warum es sie gibt. Was das Wichtigste ist!“.

„Ach du liebe Güte“, dachte ich so bei mir und fühlte ich mich auch irgendwie ertappt von mir selber. Sind wir als Kirche vielleicht manchmal genau da zu ungreifbar? Zu unvorbereitet? Zu unreflektiert? Haben wir eigentlich noch denen was zu sagen, die vielleicht noch nie was von Jesus und seiner Kirche gehört haben?

Und als ich meinen Mund aufmachte, hatte ich mich gleich über mich selbst geärgert, denn daraus kamen nur Floskeln…fromme Floskeln, obendrein.

Der junge Mann hat das wohl gemerkt. Und dann hat er einfach angefangen zu reden. Kein „Smalltalk“. Er erzählte von sich. Von seinen Kindern und seiner Frau. Er erzählte, wie Religion in seiner Familie nie ein Thema war. Kein positives. Kein negatives. Das Thema fand einfach nicht statt. Er erzählte, dass er Billiard spielt (leider zu wenig in letzter Zeit). Und dass seine Tochter durch eine Zahnlücke pfeifen kann. Er regte sich auf, dass sein Auto ständig Öl verliert. Und er machte sich Sorgen über die politischen Extreme in unserem Land… und wir hörten einander zu. Wir lachten. Dachten gemeinsam nach. Wir tranken eine kalte Cola. Und irgendwann sagte er zu mir: „Ich komm vielleicht, wenn ich darf, noch mal wieder!“ – „Ja“, sagte ich, „gerne! Wir haben ja auch irgendwie nicht über ihre Frage gesprochen.“ Es war kurz still und ich fühlte mich irgendwie wieder ertappt in dieser Stille.

Nach einem Moment sagte er: „Irgendwie doch!“. Und wir lachten.

Er hat sich übrigens bisher noch nicht wieder gemeldet. Und ich denke seitdem über diese Frage nach: Was ist meine Kirche? Und warum gibt es sie? Und: was ist das Wichtigste?

Ich habe mir vorgenommen, Ihnen am Ende des Beitrages hier die knallharte Wahrheit zu sagen: So richtig und auf den Punkt bekomme ich das bis heute nicht erklärt – dass alles mit der Kirche. Vor allem dann, wenn ich die üblichen Floskeln vermeiden will, die ich in meinem Theologiestudium gelernt habe.

Ich ahne: Wir von Kirche müssen immer wieder das mit uns und diesem Jesus als Fundament neu durchdenken, damit man uns auch unkompliziert verstehen kann. Heute. Jetzt. Was wir sind. Was wir tun. Wie wir denken. Und: was das Wichtigste ist.

Kommen Sie gut in den Tag. Ihr Bastian Rütten aus Kevelaer.

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