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Kirche in WDR 3 | 30.01.2025 | 07:50 Uhr

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Ende Januar 1944 sitzt der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer in Berlin Tegel im Gefängnis ein. In einer der dunkelsten Zeiten unseres Landes hatten die Nazis den Widerstandskämpfer dort wegen Hochverrats inhaftiert. Damit ist er mittendrin, als die Alliierten in der Nacht des 30. Januars mit Bomben übersähen. Auch das Gefängnis in Tegel ist getroffen.

In einem Brief an seinen guten Freund Eberhart Bethge schreibt er danach: "Du wirst wissen, dass die letzten Nächte schlimm waren, besonders die vom 30.1. Unsere Ausgebombten kamen morgens zu mir, um sich ein bisschen trösten zu lassen. Aber ich glaube, ich bin ein schlechter Tröster. Zuhören kann ich, aber sagen kann ich fast nie etwas."[1]

„Ich bin ein schlechter Tröster“- Der Satz beschäftigt mich. „Zuhören kann ich, aber sagen kann ich fast nie etwas“: das erfahre ich in meiner Arbeit, hier in Kevelaer am Niederrhein, dem zweitgrößten Wallfahrtsort Deutschlands. Auf der Mitte des Kapellenplatzes steht die Gnadenkapelle. In ihr hängt das kleine und vergilbte, leicht zu übersehende Gnadenbild der Mutter Gottes. Über diesem Bild und der Kapelle steht es in großen Lettern: „Consolatrix afflictorum“ – „Trösterin der Betrübten“. Und diese Betrübten zieht er an, dieser Ort. Die Menschen kommen und sie bringen ihre Anliegen mit.

Das sind immer wieder ganz persönliche Geschichten. Sie handeln von Verletzungen und vom Verletzen. Sie erzählen vom Ver- und Endlieben. Man hört von Schicksalen und persönlichen Katastrophen. In letzter Zeit kommt immer wieder ein Thema hinzu: Die Sorge um unser Land, um unsere Freiheit und Demokratie. Das alles macht auch mir große Sorgen.

Ich merke: auch als Seelsorger stehe ich genauso hilflos dabei und kann nur zuhören. Ich merke es ja selber, wie man in unserer Zeit kaum noch miteinander reden kann, weil die Positionen auseinanderfallen. Mit Erschrecken merke ich, wie die Ansichten sich radikalisieren. Und ich merke hier in Kevelaer: Dieses Thema verwundet, verunsichert… es betrübt die Menschen.

Bonhoeffer ist in diesen Zeiten für mich einmal mehr Vorbild. Am Ende seines Briefes kommt er zur Erkenntnis, dass Trösten auch bedeuten kann jemandem beizustehen. Wenn man das Wörtlich nimmt, dann braucht man dazu keine Worte, sondern nur sich selber und sein Da-sein in dem Moment, in dem es darauf ankommt.

Maria, zu der die Menschen hier in Kevelaer kommen, ist auch die „Trösterin der Betrübten“, in dem ihre Kapelle und ihr Gnadenbild erstmal da ist. Das ist ihr Beistand. Ohne Worte. Ohne Lösungen im Moment.

Dietrich Bonhoeffer hat in seinen dunkelsten Stunden für viele Trost spenden können. Und seine Schriften tun das bis heute.

Mich trägt seine Überzeugung, dass wir von GUTEN Mächten getragen und „wunderbar geborgen“ sind.

Das wünsche ich unserer Welt und nicht zuletzt auch mir und meinen Lieben. Denn: dieser Bei-Stand Gottes tröstet und gibt Mut!

Aus Kevelaer grüßt Sie, Bastian Rütten.


[1] Auszug aus einem Brief Dietrich Bonhoeffers vom 1.2.1944 an Eberhard Bethge. In: Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. v. Eberhard Bethge. Gütersloh 1951. S. 110.

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