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Kirche in WDR 5 | 27.01.2025 | 06:55 Uhr
Allerbest – Ostfriesenwunsch
Bei uns im Haus, am linken Niederrhein, da bin ich nicht der einzige Ostfrieslandfan. Wir lieben Spiekeroog. Wir lieben nicht nur die Landschaft, das brausende Meer und die wunderbare Luft. Wir mögen auch den Menschenschlag dort.
Uns Rheinländern wird ja nachgesagt, dass man unseren Mund extra begraben müsste. Manchmal mag es so sein, wie es der gute Hanns Dieter Hüsch mal gesagt hat: Wir wissen oft nix, aber können alles erklären. Sei es drum… eines stimmt: wir reden gerne, ausführlich und mit viel, viel Herzblut. Auch schonmal um den heißen Brei herum…
Ganz anders die Ostfriesen. Das
merken wir bei unseren Insel-Besuchen immer wieder und mich, mich fasziniert
das. Manche könnten meinen, Ostfriesen seien reserviert. Ich finde das nicht.
Ganz im Gegenteil. Immer dann, wenn wir auf „unserer Insel“ sind, tut mir genau
diese Erkenntnis gut: „Siehst du Bastian: Man kann es auch herzlich und kurz
auf den Punkt bringen!“.
So erfahre ich das besonders bei Elisabeth. Sie ist eine gefühlte Ewigkeit auf der Insel, hat mit Herzblut ein Ferienhaus für viele Kinder und Familien geführt und bringt sich nun (im absoluten Un-Ruhestand) nicht nur auf der Insel ein, sondern besonders in Sankt Peter, der katholischen Inselkirche.
Da helfe ich immer wieder mal wieder aus und dann reden wir: ich typisch rheinländisch, Elisabeth ostfriesisch, also herzlich-kurz. Und wenn ein Gespräch zum Ende kommt, dann reihen sich bei Elisabeth nicht noch zig Floskeln und „Dönekes“ aneinander. Kurz und bündig -aber eben auch absolut herzlich- endet so manches Gespräch mit dieser Redewendung: „Aller Best“. Und dann? Dann ist Sendepause!
Besser kann man es eigentlich nicht auf den Punkt bringen. Im Großen und Ganzen bedeutet dieses „Aller Best“ mehr als ein Tschüss, oder ein Auf Widersehen. Es wünscht ganz kompakt dem Gegenüber das Allerbeste…
Ich sehe das nicht als wortkarge Sparsamkeit. Ich finde: Das bringt es auf den Punkt… all das „bleib gesund“, „sei gut behütet“, „pass auf dich auf“, „halt die Ohren steif“, „mach´s gut“ und wie sie alle heißen, diese Redewendungen. „Aller Best“, so hab´ ich es diesen Sommer empfunden, dass meint mich und mein Tun, mein Handeln, mein Leben im Gesamt. Das tut gut… finde ich zumindest.
Das neue Jahr 2025 ist ja noch jung und es liegen so viele Herausforderungen vor uns. Da kann einem Angst und bange werden. Wirklich! Der Prophet Jesaja ist ja unter anderem für seine Hoffnungsvisionen bekannt.
Wenn er sagt: „Der Wolf findet
Schutz beim Lamm… Kalb und Löwe weiden zusammen… Kuh und Bärin nähren zusammen
ihre Jungen… und das Kind spielt vor der Höhle der Natter und streckt der
Schlänge die Hand entgegen…“, dann hat dieser Zustand für mich was von „Aller
Best“.
Ich möchte -besonders in diesem Jahr- von dieser wunderbaren und uralten Vision nicht genug bekommen. Unsere Welt braucht sie - mehr denn je.
„An jenem Tag“, so schließt Jesaja
seine Vision ab „wird die Ruhe herrlich sein!“
Und da denke ich gleich wieder an Spiekeroog und die Ruhe in den Dünen.
Jesaja, so mag es einem aufgehen, könnte ja fast Ostfriese sein. Auf Spiekeroog jedoch hat man ihn wohl nie gesehen… aber die Elisabeth.
Und mit ihren Worten wünsche ich Ihnen heute (kurz, bündig und ostfriesisch) einen guten Start in die Woche und natürlich: „Aller Best“.
Ihr Bastian Rütten aus Kevelaer.