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Kirche in WDR 3 | 14.02.2022 | 07:50 Uhr

Tabgha

Guten Morgen!

Eigentlich halte ich nichts von Tattoos. Lange Zeit hielt ich das für eine neue Mode, konnte überhaupt nicht verstehen, was Leute daran finden, ihren Körper dauerhaft mit Bildern, Zeichen und Texten zu verzieren.

Dann kam ich ins Heilige Land, wo ich nun seit fast sechs Jahren für den Deutschen Verein vom Heiligen Lande arbeite. Hier stellte ich fest, dass das Tätowieren eine lange Tradition hat. Seit Jahrhunderten lassen sich nämlich Reisende am Ende ihrer Pilgerfahrt ein Bild, ein Kreuz oder etwas Ähnliches stechen. Das erinnert sie ihr Leben lang daran: Ich war im Heiligen Land!

Vor ein paar Monaten entdeckte ich ein neues Tattoo-Motiv: Einer der vielen Freiwilligen, die ein Jahr hier bei uns im Norden von Israel, in Tabgha am See Gennesaret leben und mithelfen, hat sich auf die Innenseite des Unterarms das folgende Motiv tätowieren lassen: einen Brotkorb mit zwei Fischen. Das Motiv ist sehr bekannt. Es ist ein sehr altes Mosaik und steht für die Brotvermehrung Jesu hier in Tabgha, wo der Deutsche Verein ein Gästehaus betreibt, das ich leite.

Gefragt, warum er das gemacht habe, erklärte er: „Die Erfahrung dieses Ortes habe ich immer im Herzen, sie ist Teil von mir geworden. Und das Tattoo ist ein Zeichen dafür.“ Und ich selber musste denken: Ja, das hat man gemerkt – die Zeit hier bei uns in Tabgha ist ihm wirklich „unter die Haut gegangen“.

Warum ich davon erzähle? Weil mir an dem Taatoo noch etwas anderes deutlich geworden ist. Und zwar Folgendes:

Hier in der Nähe von Tabgha gibt es eine anglikanische Gemeinde. Vor einiger Zeit fragte mich der Pfarrer, ob er am Sonntag mit einer kleinen Gruppe vorbeikommen könne. Eine junge Frau aus der Gemeinde wolle sich taufen lassen – kurz bevor sie zum Studium ins Ausland ginge. Und da die normalerweise dafür benutzte Taufstelle am Jordan noch geschlosen sei, würde man die Taufe gern hier in Tabgha, hier im See Gennesaret vornehmen.

Gerne habe ich zugestimmt. Die Familie kam, und auch ein paar Gemeindemitglieder.

Ich durfte dabeisein, als die junge Frau Zeugnis gab, warum sie getauft werden wollte, und wie der Pfarrer mit ihr in den See stieg. Gefragt, ob sie an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist glaube, wurde sie im See untergetaucht und kam prustend wieder an die Wasseroberfläche. Auf den Stufen am Ufer wurde sie dann gesalbt, gefirmt, "versiegelt" gegen alle Mächte des Bösen.

Angerührt dachte ich plötzlich – nach all den Monaten der Corona-Angst, den Einschränkungen und Verletzungen dieser Zeit: Ach, wäre das schön, auch so alles abwaschen zu können, alles hinter sich lassen zu können, neu anzufangen, "in der Wirklichkeit eines neuen Lebens wandeln", wie das der Apostel Paulus einmal formuliert hat (vgl. Röm 6,4). Und versiegelt zu sein gegen alles Dunkle, das mir im Innersten nichts anhaben kann.

So verstanden hab auch ich eigentlich ein Tattoo, aber ein unsichtbares. Denn ich bin getauft und gefirmt und trage damit ein Zeichen an mir. Und dieses Zeichen steht auch für etwas, das unter die Haut geht: Ich durfte und darf immer wieder neu anfangen; es gibt etwas in mir, im Innersten, das geschützt ist und das niemand zerstören kann – auch wenn ich das so oft nicht spüre.

Vielleicht denke ich beim nächsten Bad daran – ob im See Gennesaret oder anderswo – an dies eine, unverwechselbare Bad, das immer wieder alles von mir abwäscht, und an mein Tattoo, das schützende Siegel, weil Gott mir unter die Haut gegangen ist.

Es grüßt Sie Georg Röwekamp aus Tabgha

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