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Extras | 06.01.2015 | (--) Uhr

Nils Landgren - das ganze Interview

Wenn das passieren würde, dann hätten wir keine Armut mehr

Interview mit Nils Landgren am 12. Dezember 2014

von Titus Reinmuth

Nils Landgren, du bist auf Deiner Weihnachtstournee, "Christmas with my friends", wie feierst du denn selber Weihnachten?

Sehr unterschiedlich. Also früher war das mit meiner Familie oft, aber meine Eltern sind beide gestorben. Und ich und meine Frau wir feiern meistens nur wir zwei alleine. Ganz bescheiden, ganz einfach. Was zu essen, ein bisschen weihnachtlichen Stimmung, vielleicht hören wir uns die eine oder andere Weihnachtsplatte an auch, nicht meine aber.

Jetzt spielst du diese Tournee in Kirchen. Das ist etwas anderes, das ist etwas besonderes. Kannst du das beschreiben, was ist so besonders, was ist anders, wenn du in Kirchen spielst?

Naja, das ist ja für einen gewissen Zweck gebaut erst mal. Und das spürt man sofort, wenn man reinkommt. Das ist eine andere Welt, das bringt eine gewisse Stillheit und eine gewisse Nachdenklichkeit. Und auch wenn es manchmal oder öfters so klangvoll ist, muss man ein bisschen anders an die Musik herangehen als normal, als... Es eignet sich am besten für Sachen, die nicht so schnell gehen, zum Beispiel. Dann gehen die Feinheiten verloren. Und ich glaube wir alle, wir haben ja eine große und lange Tradition, auch in Schweden, wir sind ja alle also Protestanten, das ist ja bei uns... früher war das auf jeden Fall so, das kommt mit Geburt. Und jeder hat ein Verhältnis zu der Kirche, gut oder schlecht, Aber alle wissen, was es bedeutet, und ich glaube alle mögen auch diese Stillheit. Und diese Nähe zu irgendwas, was man nicht richtig begreifen kann. Und das glaube ich, das ist ein sehr besondere, besonderes Gefühl für alle. Und ich merke es ganz deutlich in unserer Truppe auch, dass das hat was ganz besonderes. Das ist ganz bewusst von meiner Seite: Wir spielen zu 99% in Kirchen. Manchmal gibt’s keine, dann spielt man vielleicht in einem Theater oder so. Aber meistens in den Kirchen, denn das passt einfach auch zu Weihnachten. Ich meine, das ist ja die Zeit, wo man ganz besonders feiert. Und wir singen ja viele Lieder, die mit Weihnachten zu tun haben, ich meine nicht alle, aber die passen gut zu dieser Gelegenheit. Ich glaube 95% ist Weihnachtslieder, die wir irgendwo gefunden haben. Manche sind bekannt, manche sind total unbekannt.

Ich kenne jetzt dieses Programm noch nicht. Natürlich die CDs, inzwischen ist die vierte erschienen in dieser Reihe Christmas with my friends. Wenn du jetzt in diesen Wochen spielst in den Kirchen, gibt es bei den Liedern ein, zwei Lieder, die dich selbst ganz besonders berühren – und warum?

Das ist unterschiedlich. Das hängt dann mit der Umgebung, ja mit alles mögliches... Meistens hab ich nicht so viel Zeit, um tief berührt zu werden. Weil ich muss ja mit den ganzen Ablauf und alles mich beschäftigen die ganze Zeit. Weil ich bin ja sozusagen verantwortlich für alles. Und insofern, ich kann nur sagen, alles berührt mich, weil alle meine Musiker, alle meine Sängerinnen, die sind so tief in der Musik, die gehen total, also 100% rein, und geben alles, was sie haben, Und das finde ich sehr berührend. Die singen auch und spielen auch in einer Art und Weise, wo man versteht, worum es geht. Man versteht die Texte, man versteht den Zusammenhang, man versteht, warum Weihnachten so wichtig ist, glaube ich, und das ist für mich sehr berührend. Auch der Empfang vom Publikum ist sehr berührend. Weil einen solchen Beifall wie den hier, mehr kann man sich nicht wünschen. Es kommt unglaublich gut an. Und genau diese stille, ruhige Art von Musik zu machen, scheint nicht so oft vorzukommen, weil es ist ja oft, sehr sogar überladen mit „Glitz und Glatz“ und viel zu vielen Instrumenten, viel zu viel „alles“. Ungefähr, wie Weihnachten heutzutage ist. Und ich wollte was anderes vorstellen. Ich wollte was anderes präsentieren. Da haben wir wahrscheinlich ein kleines Loch gefüllt mit unserer Art von Weihnachtsmusik zu machen.

Und erlebst du es so, dass die Musik in dieser besonderen und leisen Weise, Dass die auch eine religiöse Stimmung transportiert?

Das hoffe ich. Aber, ich meine religiös das entscheidet ja jeder für sich, was das bedeutet. ... Ich kann ja gut spüren, dass die Texte und die Musik hat wirklich eine Bedeutung, für unser Publikum und natürlich für uns selber auch. Wir versuchen ja auch, Songs zu wählen, die zu uns passen. Ich meine textlich und musikalisch. Eine gewisse Religiosität, das ist ja natürlich dabei, klar. Man kann ja nicht diese Songs einfach so singen und spielen. Das muss ja eine Bedeutung haben.

Was bedeutet es denn für dich selber am ehesten? ... Du hast gesagt, auch für jeden, der hier dabei ist, hat es ja eine Bedeutung. Wie ist es bei dir?

Bei mir ist es so... Jesus ist ja geboren. Und das ist ja… Das reicht ja für mich.

Denn was heißt es für dich?

... Also unsere Gesellschaft ist ja damit auch geboren sozusagen. Wir sind ja mit dieser Religionsgeschichte aufgewachsen. Alle Generationen. Das hat ja auch die Bedeutung, dass wir glauben mehrere weniger alle an das, was uns erzählt ist. Man kann sich natürlich immer Fragen stellen, was stimmt und was nicht, aber ich finde, zu Weihnachten muss man keine Fragen stellen. Zu Weihnachten kann man nur das Faktum genießen, das vor 2000 Jahren ist irgendwas ganz tolles passiert. Und das feiern wir jedes Jahr.

Passiert ist ja, dass diese Maria in jungen Jahren schwanger wird, nach Bethlehem kommen muss, in einem Stall unter sehr armen Verhältnissen diesen Jesus zur Welt bringt. Dann müssen sie fliehen nach Ägypten, weil der König sie verfolgt und die Erstgeborenen umbringen lassen will, Armut und Flucht spielen eine Rolle. Und das alles soll Gottes Plan sein, und das soll Gottes Sohn sein. Hat das etwas zu bedeuten für dich, ich weiß ja auch, dass du dich für Menschen, die in Armut leben, engagierst? Gibt es da eine Verbindung?

Natürlich gibt es da eine Verbindung. Und ich meine, die Geschichte, so wie das geschrieben ist, zeigt eigentlich, dass sich ganz wenig, Sachen sich wenig verändert haben. Ich bin natürlich immer noch der Hoffnung, dass es kann sich verändern, und wenn man die Geschichte so liest, wie du gerade gesagt hast, dann sollte eigentlich jeder Mensch schon seit längst verstanden haben, dass wir müssen Leute so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Also das haben wir auch von der Bibel gelernt. Leider ist es ja nicht so, aber man muss nur ganz kurz in sich selbst gucken, um zu sehen, dass hey: So wie sie, also wie die Maria behandelt worden ist, möchte ich nicht behandelt werden. Also behandle deine Umwelt, wie du selbst behandelt werden willst. Das ist eigentlich unsere Botschaft auch. Wenn das passieren würde, dann hätten wir keine Armut mehr. Dann hätten wir auch keinen Hass mehr. Dann hätten wir keinen… von das, was heute passiert. Also den Krieg zwischen den Religionen, den Krieg zwischen verschiedenen Völkern, zwischen verschiedenen Ökonomien, zwischen verschiedenen alles, das werden wir dann nicht haben. Aber niemand liest es ja so einfach, wie du es gerade gesagt hast. Leider.

Wann bist du zuletzt bei den Kindern gewesen in Kibera, wo ihr die Instrumente verschenkt habt? Geht das weiter? Bist du immer wieder mal da?

Das geht weiter. Ich bin aber in den letzten zwei Jahren in Südafrika gewesen. Wir haben das auch in Südafrika gestartet, und das ist in Capetown, in einem Township, das heißt ...?, eine riesen Slumstatd, und auch in Johannesburg, in Soweto, und wir machen das gleiche dort. Jetzt haben wir drei Beine. Also zwei in Südafrika und eines in Nairobi in Kenia in Kibera. Wir versuchen regelmäßig, also regelmäßig bedeutet, wir können ja nicht jedes Jahr hinfahren, weil das bringt ja auch sehr große Kosten für mich, aber wir versuchen trotzdem, die Schulen zu unterstützen, wir kriegen Reporte die ganze Zeit, also Berichte von wie das läuft, die haben ja Lehrer dort. In Soweto haben die neue Musiklehrer angestellt, in dieser Schule, wo wir arbeiten, weil wir bringen ja immer neue Musikinstrumente mit. Und das bedeutet ja, dass die nehmen das ernst, die sehen eine Chance, durch die Musik weiter zu kommen. Also ein bisschen durch die Welt reisen zu können, vielleicht sogar Geld zu verdienen, und vor allen Dingen, Spaß zu haben und in einen sozialen Zusammenhang reinzukommen. Das ist unser Hauptziel, und das scheint zu funktionieren. Und wir machen es weiter. Wenn man einmal damit angefangen ist, dann kann man nicht aufhören. Das geht nicht.

Weil?

Weil, ich meine, das gibt’s ja überall, Not in allen verschiedenen Formen gibt’s ja überall, und auch man kriegt ja was zurück, die Freude an Musik, die Freude an dass man was geschenkt bekommt. Leute, die gar nichts oder nie was bekommen haben, das ist ja für uns… Das ist unsere Belohnung. Das es gut ankommt, dass die was damit machen können, also wenn man strahlende Gesichter von Kinder und Jugend sieht, die das erste Mal eine Posaune in der Hand halten oder eine Trompete oder eine Gitarre, und dass die sogar sofort versuchen, Musik damit zu machen, das ist unbezahlbar. Dann muss man nur weitermachen.

Dankeschön.

Bitteschön.

Bildnachweis slideshow:

Bilder 1-3: Titus Reinmuth; Bild 4: ACT/Steven Hagerland; Bild 5: Matthias Klum

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