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Kirche in 1Live | 01.07.2025 | floatend Uhr
Stolz und Vorurteil
Ich übe gerade stolz zu
sein. Stolz auf mich selbst. Und das fällt mir relativ schwer. Zum Beispiel zu sagen: „ich bin stolz darauf, dass ich
einen guten Job mache.“ Schon allein, wenn ich das ausspreche, höre ich die
Stimmen in meinem Kopf, die mir zuflüstern: „Ey Julia – hört sich das nicht für
andere überheblich und arrogant an?“ Dieselben Stimmen höre ich, wenn ich an manchen Tagen denke: „heute seh
ich aber ziemlich geil aus.“ Das auszusprechen, schaffe ich nur wenn ich andere
motivieren möchte, stolz auf sich selbst zu sein. Als Vorbild quasi.
Denn ich finde es schade, dass so viele nicht sehen, wie toll sie sind. Was sie jeden Tag krasses schaffen oder dass sie manchmal einfach besonders gut aussehen. Es gibt da diesen unsichtbaren Übergang zwischen Stolz und Arroganz. Und ich, als Peoplepleaserin, hab zu oft Angst davor, diese Grenze zu überschreiten. Und warum? Damit ja niemand denkt, dass ich eingebildet bin. Und welchen Preis zahle ich dafür? Dass ich oft selbst zu wenig sehe, was ich jeden Tag abreiße, nur um, vor anderen, nicht überheblich zu wirken.
Und das will ich jetzt nicht mehr. Ich möchte frei heraus sagen können, wenn ich auf mich stolz bin. Nicht um zu prahlen, sondern für mehr Achtsamkeit mir selbst gegenüber. Die Stimmen im Kopf werden langsam leiser. Und darauf bin ich mächtig stolz.
Julia Fischer
Ibbenbüren