Kunstwerk

Bei mir in der Wohnung hängt ein Gemälde von Felix, einem jungen Künstler, der sich mit Farbe auf Leinwand verewigt hat. Ich kenne mich mit Malerei nicht besonders aus, aber es könnte vielleicht expressionistisch sein. Immer wenn ich mir das Bild anschaue, erkenne ich eine Palme und denke gleich an Urlaub. Das ist eigentlich das, was mir an dem Bild am besten gefällt. Eine gelbe Palme, die fast von der Leinwand in den Raum wächst. Dahinter sind Sträucher und irgendwo erahne ich einen Strand und dann muss da natürlich auch irgendwo auch noch das Meer sein. Den wolkenlos-blauen Himmel sieht man durch das Blätterdach der Palme nicht, als Betrachter sitze ich im Schatten - in meiner Phantasie mit einem Drink in der Hand. Ich höre das Rauschen der Brandung und spüre ein laues Lüftchen, das die Hitze gut ertragen lässt. Wunderbar! Ich liebe dieses Bild - es macht mir immer gute Laune und Lust auf den nächsten Urlaub.

Neulich habe ich Felix gefragt, was er sich denn gedacht hat, als er das Bild gemalt hat. Und er sagte „Nichts. Ich habe einfach nur die Farben genommen und drauflos gemalt. Übrigens: Du hast das Bild falsch rum gehängt“.

„Ach, so!“ - Manchmal sind die Dinge nämlich ganz anders, als man denkt. Ich lasse das Bild trotzdem so hängen, wie es war. Die Palme und der Strand sind halt meine Interpretation.

Aber bei anderen Gelegenheiten gucke ich ganz genau hin - da gibt es nämlich keinen Interpretationsspielraum. Da, wo es nicht um Bilder, sondern um Menschen geht. Achtet mal drauf!

Martin Kürble, Düsseldorf

Copyright Vorschaubild: Vijayanarasimha CCO (Pixabay)