Großer Kaffee

Mittags. Fußgängerzone. Ich genieße die Sonne, gucke mir die Leute an und schlendere an den Schaufensterscheiben vorbei. „Hätten Sie vielleicht 30 Cent für mich?“, ein großer, rothaariger Mann spricht mich an, obwohl, „Mann“ ist zu viel gesagt. Ich glaube, er ist jünger als ich. So wie er aussieht, hat er keinen festen Wohnsitz und die Nacht auch nicht viel geschlafen. „Ne, aber wenn Sie möchten, kaufe ich Ihnen einen Berliner.“ sage ich. „Kann ich dafür auch einen großen Kaffee haben?“ „Okay.“ Wir sind uns einig.

Die nächste Bäckerei ist eigentlich nicht weit weg, und trotzdem kommt mir der Weg super lang vor. Ich habe das Gefühl, die Leute gucken uns an und fragen sich, was das für ein komisches Gespann das ist. Die Verkäuferin in der Bäckerei spricht nur mich an, obwohl wir in der Schlange nebeneinander stehen. Als ob sie nur Leute bedienen möchte, die gepflegt aussehen. Mir ist das total unangenehm. Also wende ich mich zu meinem Begleiter und frage ihn: „Was bekommst Du denn für einen Kaffee?“ und lege danach das Geld hin. Als der Rothaarige seinen Kaffee in der Hand hält, guckt er mich an und sagt: „Danke Mann, was Warmes tut gut. Schönen Tag Dir!“ – und geht.

Ein paar Sekunden später merke ich, wie verschwitzt meine Hände sind. Ganz schön aufregend die Situation gerade. Ich musste über meinen Schatten springen. Aber ich habe das erste Mal seit langem das Gefühl, wirklich etwas Gutes getan zu haben.

Sprecher: Daniel Schneider