Sonne tanken

Ich glaube, ich bin ein Waran. Letztens habe ich ’ne Doku über diese Riesenechsen gesehen: Warane sind wechselwarme Tiere. Die müssen sich morgens erst immer ausgiebig nach draußen legen und Sonne tanken, bevor sie richtig in den Tag starten können. Wenn’s warm ist, werden Warane aktiv. Wenn sie aber unterkühlt sind, dann können sie gar nix tun und nur rumliegen.

Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich habe das Gefühl, ich friere ab Herbst immer ein bisschen ein. Ich werde langsamer, meine Laune wird schlechter und ich sehne mich so richtig nach dem Frühling. Wenn dann endlich die Sonne wieder rauskommt, taue ich auf und bin gut drauf und habe soviel Energie, dass ich Bäume ausreißen könnte. Wo ich vorher noch alles trist und grau fand, da gucke ich mich jetzt um und bin begeistert: Alles blüht und schwirrt und summt um mich herum, das macht mich total glücklich.

In solchen Momenten werde ich richtig dankbar. Dankbar für die bunte Welt um mich herum, dankbar für die Sonne, die es wieder mal geschafft hat, uns alle aus dem Winterschlaf zu holen. Kein Wunder, dass eines der berühmtesten Gebete meiner Kirche „Sonnengesang“ heißt. Der Heilige Franziskus hat das geschrieben – vor fast 800 Jahren. Er kommt so richtig ins Staunen und lobt Gott: für seine wunderbare Schöpfung, für die schöne Natur und eben auch für die Sonne, durch die wieder alles zum Leben kommt. Ich werd’ mich jetzt mal nach draußen legen und ein bisschen mitstaunen.

(Copyright Vorschaubild: EladeManu CCBY2.0 flickr)