Mit 2 Euro helfen?

Obwohl es ziemlich voll ist auf dem Bahnsteig, hab ich ihn gleich gesehen. Mit seinen abgerissenen Klamotten, dem Bart und den fettigen Haaren fällt er einfach auf. In der einen Hand trägt er einen Stapel Zeitungen vor sich her. In der anderen hält er einen Pappbecher. Ich sehe, wie er vor einer Frau stehen bleibt und sie anspricht. Was er sagt, kann ich nicht hören, aber ich sehe, wie die Frau mit dem Kopf schüttelt. Der Mann geht weiter.

Nur ein paar Schritte, dann ist er schon beim nächsten. Wieder eine stumme Frage – wieder ein Kopfschütteln. Weiter zum nächsten. Mit jeder Frage kommt er näher auf mich zu, und ich denke: "Mensch, rasier dich doch mal, und ´n paar bessere Klamotten könnten auch nicht schaden - dann würden die Leute vielleicht auch ´n bisschen freundlicher reagieren."

Der nächste bitte. Von meiner S-Bahn ist weit und breit nichts zu sehen. Und dann steht er vor mir. Die Zeitungen auf seinem Arm sind in Plastikfolie eingewickelt. Ich lese nur den Titel: "Fifty-Fifty" – das Obdachlosen-Magazin. Ob ich ne Zeitung kaufen will, fragt er, und streckt mir gleichzeitig seinen Pappbecher entgegen. Die Zeitung will ich nicht. Trotzdem krame ich 2 Euro aus meiner Tasche und schmeiße sie in den Becher. Er bedankt sich und geht zum nächsten. Hab ich ihm jetzt geholfen? Kann man mit 2 Euro helfen? Keine Ahnung. Vielleicht. Mein Zug kommt. Ich freu mich auf Zuhause.

Sprecherin: Alexa Christ