Große Bögen

Die Tür fällt zu und mit einem Mal wird es still. Der Lärm auf der Straße, das Gewusel und Gerenne – all das bleibt draußen, während ich langsam durch die riesige alte Kirche gehe. Ich höre das Echo meiner eigenen Schritte, sonst nichts. Nach der Gluthitze draußen ist es hier angenehm kühl. Vor einer großen Säule bleibe ich stehen. Die ist so dick, dass ich mit meinen Armen gar nicht drum herum kommen würde. Und sie zieht meinen Blick nach oben, immer weiter, bis dahin, wo sie sich zu großen Bögen verzweigt und sich riesige Gewölbe aufspannen. Mit dem Kopf im Nacken stehe ich da und genieße das Gefühl von Weite. Ich atme tief durch.

Als ich weiter gehe, sehe ich eine kleine Messingtafel mit Daten drauf: Grundsteinlegung, Einweihung und so weiter. Wow: Fast 90 Jahre hat man an dieser Kathedrale gebaut. Ich denke an die, die damals mit dem Bau angefangen haben. Die wussten wahrscheinlich, dass sie nie das Endergebnis sehen würden. Trotzdem haben sie angefangen und weitergemacht, so lang es eben ging.

Ich bin da anders. Ich bin ziemlich ungeduldig und möchte gleich Ergebnisse sehen. Hier, zwischen den riesigen Säulen und unter den großen Bögen spüre ich: Kathedralen baut man so nicht. Und so manches andere wahrscheinlich auch nicht. Also lege ich nochmal den Kopf in den Nacken, atme die kühle Luft ein und wünsche mir, dass ich auch ein bisschen davon abbekomme, von diesem ganz langen Atem.

Sprecherin: Alexa Christ