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Kirche in 1Live | 11.07.2014 | floatend Uhr
Klaviere in Prag
Frustriert steht der junge Mann in den Hallen des Prager Flughafens – der Termin ist gründlich in die Hose gegangen. Und jetzt hat sein Flug auch noch Verspätung. Er stellt die Aktentasche ab und lehnt sich an eine Art Tresen. Aber Moment mal – das ist ja gar kein Tresen, das ist ein Klavier, mitten im Transitbereich des Flughafens. Er stutzt kurz und setzt sich auf den Hocker, der vor dem Klavier steht. Dann atmet er einmal tief durch und fängt an zu spielen. Je länger er spielt, umso mehr entspannt sich sein Gesichtsausdruck und seine eben noch zusammengepressten Lippen öffnen sich langsam zu einem Lächeln.
Auch im Hauptbahnhof und in der Innenstadt von Prag stehen Klaviere und jeder kann sie spielen. Obdachlose geben kleine Konzerte, Polizisten erspielen sich Sympathiepunkte bei der Prager Bevölkerung. Ich finde die Idee großartig! Sie schenkt einen Moment der Ruhe und das Klavier auf offener Straße ist für alle zugänglich. Jeder darf spielen. Egal, ob Obdachloser, Geschäftsfrau, Kind oder Student.
Mein „Klavier“ ist das Gespräch mit Gott. Auch hier gilt: Jeder darf beten. Egal wann, warum, wie und wer! Ausnahmslos alle dürfen! Und ich brauche nicht mal Klavierunterricht oder ein musikalisches Gehör. Das einzige Kriterium ist: Es sollte von Herzen kommen. Und es bringt Ruhe in meinen Alltag. Es tut gut, kurz vor einer wichtigen Klausur noch einmal ein Stoßgebet loszuschicken. Oder einfach mal zu erzählen, warum ich mich gerade so mies fühle. Das beruhigt!
Sprecher: Daniel Schneider
