Wir schmeißen jetzt alles weg

So alle paar Monate sagen meine Eltern „Brauchst du noch irgendwas von deinen alten Sachen? Wir schmeißen sonst alles weg.“ Ja, ja, sind die Kinder erstmal ein paar Jahre aus dem Haus soll das, was in der Kindheit und Jugend liebevoll gesammelt wurde, einfach so entsorgt werden. Natürlich sage ich immer: „Nein, nichts wegschmeißen. Ich hole alles ab.“ Aber eigentlich weiß ich genau, dass ich das alles auch nicht unbedingt haben will. Außerdem weiß ich auch gar nicht wohin damit. Mein Speicher ist nämlich auch schon voll. Und außerdem lag es doch die letzten Jahre sehr gut bei meinen Eltern. Warum müssen wir jetzt was daran ändern?

Wahrscheinlich sind meine Eltern da nicht anders als andere. Auch wenn ich nicht weiß, was sie mit den dann leeren Schubladen und Regalen machen wollen, wahrscheinlich ist es so, wie es auch in der Bibel steht: Es gibt eine Zeit zum Sammeln, eine Zeit zum Aufheben und eben auch eine Zeit zum Wegschmeißen.

Schön finde ich aber die Vorstellung, dass es einen gibt, der keinen einzigen Moment meines Lebens zum wegschmeißen findet. Der all meine Erlebnisse und Erfahrungen, jedes Lachen und jede Träne irgendwie in seiner Hand gesammelt hat, weil er selber auch dabei war. Meine Erinnerungen sind sozusagen auch seine. Ich glaube, dass das Gott ist. Und er sammelt jeden Moment, nicht um mir irgendwann mal meinen Blödsinn vorzuwerfen, sondern weil mein Leben einfach kostbar ist und er es mit mir teilen will.

Martin Kürble, Düsseldorf

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